Mittwoch, 1. Mai 2013

Chiloé!

Ob Feen, Kobolde oder Einhörner; Zentauren, Medusa oder Zyklopen - Ob germanische, griechische oder römische: Mythologie spielte im vorchristlichen Zeitalter des europäischen Raums eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben.

Nun sind diese Zeiten längst vergessen und auch die Spanier, die Ende des 18. Jahrhunderts Großteile des heutigen Chiles besaßen, brachten den monotheistischen Katholizismus anstatt der längst vergessenen polytheistischen Religionen auf den Südamerikanischen Kontinent. 

Nichtsdestotrotz scheint es, dass die Begeisterung der Menschen, unwirkliche Aberglauben der indigenen Bevölkerung zu übernehmen und sie sogar fürchten zu lernen, sogar noch im 20. Jahrhundert bestand. 

Chiloé - die zweitgrößte Insel Südamerikas (nach Feuerland) und letztes wirkliches Anzeichen von Zivilisation vor den endlosen Weiten der chilenischen "Australstraße"lockt bis heute, aufgrund der "Mystik" die jene Insel umgeben soll, tausende von Touristen auf dieses knapp 10.000 Quadratkilometer großes Fleckchen Erde. 

Da die Hafenstadt "Puerto Montt", von der wir am 8. Februar aus eine Fähre in den Süden nehmen sollten, nur etwa 3 Busstunden von Chiloés Hauptstadt "Castro" entfernt liegt, entschieden Maike und Ich uns, die Woche vorher diese Insel mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Spät abends, pünktlich zum 1. Februar (unserem ersten Ferientag), ging es somit mit dem Bus auf die knapp 12 Stunden lange Fahrt von Talca über "Los Àngeles", "Temuco" und "Osorno" nach "Puerto Montt" - mit dabei: unsere prall gefüllten Rucksäcke, die unser komplettes Hab und Gut für 5 Wochen Dauerreise beherbergten.


Die genau 20 Minuten Aufenthalt, die wir in "Puerto Montt" hatten, bevor wir in den nächsten Bus nach "Castro" umstiegen, nutzten wir, um uns kurz die Bucht, die direkt neben dem Busterminal gelegen ist, anzuschauen und zu frühstücken.

Das erste Highlight des noch jungen Urlaubs lies nicht lange auf sich warten - nach knapp 2 Stunden Fahrt setzten wir die 10km zwischen Festland und der chilotischen Stadt "Ancud" per Fähre über.




Lange konnten wir unseren genialen Platz an der Reling jedoch nicht verteidigen. Die Idylle mit perfektem Blick auf die Meeresenge zwischen Kontinent und Insel und bereits vereinzelten Pinguinen, wurde jäh von einer chilenischen Großfamilie gestört. Wenn man in Chile reist muss man nämlich eines wissen: Urlaubsfotos sind den Chilenen heiliger als die Mutter Maria oder Avocadocreme auf dem Frühstückstisch.

Noch schlimmer ist jedoch, dass von fast jedem Ereignis, das dem Vorstadt-Chilenen als "unglaublich lebenseinmalig" (und davon gibt es komischerweise verdammt viele) erscheint, ein Fotomassaker Marke "Internationales Top-Model-Shooting" veranstaltet werden muss. Die letzten 20 Minuten der Überfahrt mussten wir also in eine Ecke gequetscht zuschauen, wie sich nach der Familie Mutter und Tochter laut kichernd in verschiedenen Posen mit der Fähre, dem Wasser, den Pinguinen, dem Himmel, dem Kapitän, dem Festland, der Insel, mir und Maike, der rostigen Schraube in der Reling, den Bussen, dem Klo und anderen unfassbar spannenden Artefakten ablichten mussten.

In Ancud angekommen, ging es weitere 100km auf dem letzten Teilstück der "Panamericana" (der Straße, die von Alaska bis eben nach Castro auf Chiloé führt) in die 30.000 Mann starke Hauptstadt der Insel. Nachdem wir uns am Terminal durch die abertausend Menschen kämpften mussten, die versuchten dir eine Nacht in ihrem Hostel aufzuschwätzen, nahmen wir uns ein Taxi in Unseres, welches wir bereits im Voraus gebucht hatten.

Louis, der nette und zuvorkommende Besitzer der Herberge, zeigte uns kurz alle wichtigen Ecken des wunderbar ausgestatteten Gästehauses, bevor wir eine erste Erkundungstour durch Castro starteten.

Die Stadt selbst ist nicht groß, und so waren wir schnurstracks am Plaza und der ersten chilotischen Kirche, die wie 5 andere im Inselarchipel Weltkulturerbe sind.


"Die Hauptstraße Castros..."


"...der Eingang zur Plaza de Armas..."


"...der Brunnen inmitten der Plaza..."


"...die berühmteste der chilotischen Kirchen, sie wurde vor kurzem renoviert und mit witterungsfester Farbe bemalt..."


"...ihr hölzernes Innenleben ist nicht weniger imposant!"

Einen kleinen Spaziergang zum Hafen ließen wir uns auch nicht nehmen, womit wir einen ersten Eindruck vom Fischerei- und Touristeneinfluss auf die Insel machen konnten.


"Eine Touristen-Fähre liegt in Castro am Kai"


Dem leckeren selbstgemachtem Abendessen folgte ein Gang in die "Bargasse" der Stadt. Hier findet man sage und schreibe 4 Bars und eine Discothek. Obwohl es ein Samstagabend war, hatte Castro nicht sonderlich viel zu bieten. Wir entschieden uns so nach ein paar Bier lieber zurück ins Hostel zu schlendern und uns für den folgenden Tag auszuruhen.

Un abrazo,

Niclas

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