Mittwoch, 30. Januar 2013

Last day in paradise..


Haie, große Schlangen, Algen, hässliche große Fische, Piranhas, Nessi - Jeder kennt es: Sobald man sich ins Meer oder den nächstgelegenen Baggersee schmeißt und eine Wassertiefe erreicht, die die eigene Körpergröße überschreitet, fängt man plötzlich an Dinge zu sehen und zu spüren. Jede Sekunde im tiefen Wasser wird zur Zerreißprobe - schließlich könnte ja im nächsten Moment einen irgendetwas packen und mit sich in die Tiefe ziehen.

Ungefähr das gleiche Problem habe ich wenn es um das offene Meer geht. Entsprechend mulmig war mir also vor unserem Abschlusshighlight nach sechs unglaublich spannenden Tagen auf Rapa Nui - einem Tauchgang in den Riffs von Hanga Roa!

Früh morgens um 10 ging es somit an die Tauchschule, um uns mit dem Equipment, unseren Tauchbegleitern und den Einweisungen bekannt zu machen. Auf letzteres, das wahrscheinlich Wichtigste, konnte ich mich jedoch leider aufgrund der heißen Tauchlehrerin recht wenig konzentrieren - so wurde ich also im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser geschmissen.

Von einem Doppelgänger von Iz Kamakawiwo'ole, der das Schiff auf seiner Seite durch seine immense Körpermasse fast zum Kentern brachte, wurden wir vor die Küste chauffiert. Sauerstoffflasche um den Rücken geschnallt, Brille auf und Flossen an ging es mit dem Rücken zuerst ins Wasser. Mein Puls ging sofort von 0 auf 100 und ich konnte spüren, dass ich viel schneller und panischer atmete. Aber was sagt man nicht immer: Schocktherapie ist die beste Therapie!

So war es auch; nachdem ich nämlich zuerst wie ein hilfloses Nilpferd auf dem Rücken im Wasser paddelte konnte ich mich, nachdem ich mich umdrehte, das Atmen durch den Schlauch übte und endlich den Boden sehen konnte, langsam beruhigen. 

Da ich bei der Einweisung ja nicht zugehört hatte, war meine Brille auf 10m Tiefe auch sofort erstmal beschlagen. In der anfänglichen Panik hatte ich natürlich wie wild durch die Nase und somit in die Brille geatmet. Nach kurzer Säuberungsaktion (ein bisschen Wasser einlassen, Kopf schütteln und Wasser wieder rauspressen) konnte ich dann jedoch endlich die unglaubliche Umgebung, die sich mir auftat, in bester Qualität betrachten. Das war ein Moment sage ich euch! Wann habt ihr das Letzte mal etwas zum ersten Mal gemacht? Unglaubliches Gefühl!

Die nächsten 45 Minuten waren so spannend und voller neuer Entdeckungen, dass ich natürlich ganz vergaß, dass ich mich gedanklich eigentlich im Territorium von ungeheuerlichen Seemonstern befand. Mit Jakob und unserem Tauchguide ließen wir uns im Sand von dem Schwung der Wellen treiben, erkundeten die Riffs und schwammen mit einigen wunderbar farbenfrohen Fischen. Alles wurde glücklicherweise auf Kamera festgehalten und so kann ich euch hier einen kleinen Einblick in dieses wunderbare Erlebnis geben:








Das Kompliment des Tauchguides, wir hätten uns gemacht wie als hätten wir bereits einen Tauchschein, klebten wir uns natürlich direkt auf die Brust. Nach einer warmen Dusche und Wechsel der Klamotten von Neopren auf Baumwolle, machten wir uns auf Souvenir-Jagd in Hanga Roa. Schließlich sollten sowohl Arbeitskollegen als auch Freunde nicht ohne Andenken aus diesem speziellen Fleck der Erde bleiben. 


"Briefe an die Heimat!"

Auf dem Handwerks-Markt ließ ich natürlich auch noch einen in Holz geschnitzten Moai mitgehen, der zurück in Deutschland ganz sicher einen besonderen Platz in meiner neuen Wohnung bekommt!

Dem Tipp des Japaners Kenji, der uns am ersten Abend bekocht hatte folgend, gönnten wir uns in einem am Hafen an der Westseite liegendes Restaurant ein letztes Mahl im Paradies. Entsprechend paradiesisch waren meine Spaghetti-Meeresfrüchte inklusive Mahina vor dem Hintergrund eines letzten Sonnenuntergangs auf der offenen Terrasse des Restaurants - Prost!





Natürlich kann ein Urlaub nicht ohne mindestens einen feuchtfröhlichen Abend enden und so ging es danach auf dem Camping-Platz mit Marcel und einer Flasche Pisco in die nächste Runde. Die Osterinsel besitzt zwei Diskotheken (bei 4000 Einwohnern!) und wir wollten uns das Feiern inmitten des Nirgendwo's somit auch nicht entgehen lassen.

Nach einer gesprächigen Runde mit einem anderen Amerikaner, der gerade bei Hurricane Sandy sein Haus verlor und nun auf der Osterinsel einen Neustart machen will, gingen wir gegen 2 Uhr morgens Richtung Zentrum Hanga Roa. Auf dem Weg dorthin hörten wir auf einmal einen einladenden Ruf von der Seite und sahen eine andere Runde von 5 Leuten, die offenbar ebenfalls am Vorglühen waren. So saßen wir eine Minute später auf der Terrasse des einzigen Restaurants der Insel, das das nach dem deutschen Reinheitsgebot gebrauten Bier "Kunstmann" vertreibt. 

Gegen 3 Uhr entschieden wir uns jedoch nun endlich Richtung Disco zu laufen, da verlangt der Besitzer doch tatsächlich noch ungefähr 20 Euro von uns - Kostenbeteiligung! Wer sowas in Deutschland macht wird normalerweise geköpft! Naja, wäre er auch fast…leider ist er erst nachdem er das Geld angenommen hatte wie ein Baum im brasilianischen Regenwald umgefallen und auf das Kopfsteinpflaster geknallt - Seine Freunde brachten ihn nach Hause und wir machten uns weiter.

Angekommen am "Club" der im besten Fall eher einer Scheune glich, begrüßte uns David Hasselhoff im Hawaiihemd als Türsteher - so sah er zumindest aus. Das Innendesign brachte nicht viel mehr Überraschungen als das Äußere schon preisgab und generell war das Ambiente bei 70% Isleños und einem "Bob Marley"-Hit nach dem Anderen eher unangenehm für den standesgemäßen Europäer. 

Wir wurden außerdem gewarnt lieber keine Einheimische anzusprechen, da ansonsten eine große Möglichkeit bestünde die Nacht im Reich der Sterne im Krankenhaus zu verbringen. So schlürften wir nur halbherzig an unseren Getränken und tanzten schließlich mit ein paar Chilenen vom Kontinent, die Gott sei Dank auch anwesend waren. 

Der absolute Höhepunkt des Abend war jedoch als ich beim Klogang auf einmal 6 wie ums Lagerfeuer sitzende Isleños um die Schüssel versammelt sah die sich lachend den Nasengang mit Pablo Escobar's Erbe spülten.

Zusammen mit meinem Alkoholspiegel und den ohnehin immer wieder durchdringenden Blicken der Isleños (waren mal wieder die einzigen Blonden) entschied ich mich lieber die Mannschaft zusammenzutrommeln und das Weite zu suchen. Mit dem Taxi ging's zurück zum Campingplatz und ab ins Rechteck - Trotzalledem ein durchaus ereignisreicher und gelungener letzter Abend auf der Osterinsel!

Un abrazo,

Niclas

Mittwoch, 23. Januar 2013

Playa Ovahe & Playa Anakena

Ausschlafen - ein wertvolles Gute, das uns bisher auf unserer Reise auf und durch die Osterinsel sehr gefehlt hatte. Auch hier im entlegenen Inselparadies sind die Menschen erstaunlicherweise früh auf den Beinen. Vielleicht trügt aber auch nur der Schein und es sind eher die Touristen als die knapp 3000 Einwohner die schon morgens um 7 die Straßen Hanga Roa's durchstreifen.

Auf jeden Fall war es mal wieder ganz nett sich ohne jeden Zeitdruck aus den Federn zu erheben. Gegen 10 Uhr und nach einem herzhaften Frühstück entschieden wir uns unseren hart verdienten Wellness-Tag an den zwei einzigen Sandstränden der Inseln zu beginnen. 

Rund 20 Kilometer nördlich von Hanga Roa liegen beide Seite an Seite, getrennt von einem Hügel, an der Nordküste inklusive Blick auf das knapp 6000 km entfernte Kalifornien.

Unser erster Anlaufpunkt war, wie an den beiden vergangenen Tagen, der Playa Ovahe. Auch heute hatten wir das Glück, das sich außer uns nur eine andere Person an diesem kleinen Inseljuwel befand. Sichtlich genervt von unserer Präsenz entschwand sie aber wenige Minuten später und wir waren endlich komplett allein - genial!





Nach einem kleinem Mittagsschläfchen unter der heißen Pazifiksonne und einem kurzen Bad in dem angenehm 25° warmen Wasser, entschieden wir uns um den Hügel zum Playa Anakena zu wandern und dort unseren Strandtag fortzusetzen.

Unter einer der vielen Palmen fanden wir ein schattiges Plätzchen, unter dem ich mich - unter Aufsicht der Moai, die jeden Tag und jede Nacht über den Strand wachen -  gemütlich einem guten Buch widmete.



Der Tag sollte jedoch abermals nicht ohne zumindest ein spannendes Erlebnis enden...Wer kennt die Legende nicht: "Die Angst vor Haien ist unbegründet, jährlich sterben mehr Menschen von fallenden Kokosnüssen als von Hai-Attacken".

Gesagt, getan - aus dem nichts höre ich plötzlich ein Rascheln über mir und nur eine Sekunde später begrüßt mich eine knapp 30cm große Kokosnuss mit einem dumpfen Aufschlag im Sand direkt vor meinem Gesicht. Es folgten 5 Sekunden Stille und ungläubige Blicke zwischen mir und Jakob ehe wir uns lachend daran erfreuten, gerade noch so einer der größten Bedrohungen für die heutige Menschheit entkommen zu sein. 


"Der Übeltäter"

Mit dem Selbstvertrauen, es bei meinem Glück nun auch mit Haien im 1 gegen 1 aufnehmen zu können, stürzte ich mich zur Schockbewältigung noch einmal in den wunderbar milden Pazifik. Seele baumeln lassen - deluxe!

Nach kurzem Posen mit den Strand Moai - die wahrscheinlich am besten erhaltenen der ganzen Insel (man beachte den Feinschliff der Gesichter), ging es für uns weiter auf der Suche nach dem "sagenumwobenen" Nabel der Erde.


Was uns schließlich erwartete war nichts anderes als 4 Steine, die im rechten Winkel um einen etwas größeren runden Stein gelegt waren. Ich denke mal dieser "besondere Ort" wurde aufgrund der Situation, das die Osterinsel der entlegenste Ort der Welt ist, von den zeitgenössischen Insulanern selbst installiert um die Insel für die Touristen noch interessanter zu machen - Wir waren wenig impressed!



Weiter ging es entlang der Ostküste, vorbei an vielen weiteren Ahu's. Anders jedoch als bei den Möchtegern-Altären die uns am Vortag noch sehr enttäuscht hatten, konnte man hier die Ausmaße des Ärgers der  präkolumbianischen Ureinwohner bewundern. Umgestoßen und mit dem Gesicht im Gras vergraben findet man hier die nicht-restaurierten Moai und Ahu's der Insel. Als Kontrast zu den sonst immer majestätisch die Insel überblickenden Steinköpfen der Nordküste waren diese hier auch noch einmal sehr interessant anzusehen.


"Bleib ganz ruhig und tu einfach so als wären wir einer von Ihnen!"

Unsere sehr entspannte Abschluss-Tournee über die Insel endete schließlich wieder am Kliff vor unserem Camping-Platz, wo wir - endlich mal ohne Wolken, die die Sicht verhinderten - nun schon zum 5. Mal das wunderbar schöne Spektakel des rapanuischen Sonnenuntergangs bewundern konnten.



Un abrazo,

Niclas

Dienstag, 8. Januar 2013

Umrundung des Maunga Terevaka

Halbzeit im Paradies! - bereits seit knapp 4 Tagen befinden wir uns, wie bereits erzählt, inmitten des absolutem Nichts der endlosen Weiten und Tiefen des Pazifik. Wir haben schon viel erlebt und gesehen, was unter Anderem dazu führt, das heute wahrscheinlich der letzte expeditive Ausflug des einwöchentlichen Abenteuer-Urlaubs ansteht. Die restlichen zwei Tage sind dann aller Voraussicht nach für's reine "Seelen-Baumeln" reserviert.

Das letzte große Abenteuer wartete somit im Norden der Insel auf uns. Der so genannte "Ahu-Trail" führt um die Nord-West-Spitze herum, entlang zerklüfteten Hängen und imposanten Altären. Zumindest würde man beim Namen doch glatt davon ausgehen - später jedoch mehr.

Wir begannen unsere Wanderung, die laut Einheimischen knapp 6 Stunden dauern würde, etwas nördlich von Hanga Roa, an einem mysteriös zur Unkenntlichkeit geschundenen Schild. Erst bei näherem Hinsehen konnte der neugierige Wanderer erkennen, was am Ende des seitlich abgehenden Pfades zu finden war:


"Cuevas" - Deutsch für "Höhlen"

Ein Leckerbissen, der den meisten Touristen entgeht, wenn sie sich nicht ausgiebig über die Osterinsel informieren - oder das Schild einfach übersehen! Am Einstieg angekommen wusste jedoch noch keiner von uns, was hinter dem knapp 1 Meter breiten Einstiegs-Schacht auf uns warten würde. 

Ausgestattet mit Handy-Licht quälten wir uns mit dem Rücken zuerst in das absolut dunkle Ungewisse. Kein Tageslicht, keine Nachtsicht-Kamera, und ich als letzter in der Schlange - Wer (wie Ich) zu viele Horrorfilme geguckt hat, für den ist die Paranoia bereits vorprogrammiert. 

Hektisch versuchte ich also, so schnell wie möglich zu den "Dos Ventanas", zwei Löcher im Höhlensystem, die einen wunderbaren Blick auf's offene Meer erlauben, zu gelangen. Bezahlen musste ich meine Hektik mit einer Beule am Kopf und einem triefend nassem Schuh - Dank gebührt hierbei einem meterlangen Stalaktiten und der Pfütze, die durch seine Tropfen entstanden ist (und natürlich meinem angeborenen Tollpatsch-Syndrom).


"Fast geschafft..."

Reichlich entschädigt wurde ich nach 5-minütiger psychischer Tortur jedoch mit diesem wunderbaren Panorama:


"Ventana 1"


"Ventana 2"

Dem Loch entflohen machten wir (Jakob, Ich, Marcel der Schweizer und Lukas der Pole) uns auf entlang der Küste in Richtung Norden. Das Wetter spielte heute auch definitiv wieder auf unserer Seite und so kamen auch die ersten guten Bilder der wunderschönen Klüften-Straße zustande.


Doch wo waren die "Ahu's"? Vergeblich suchten wir die erste Stunde nach den Steinerhebungen, auf denen einst die Moai thronten. Enttäuscht viel uns auf, dass wir schon mehrere passiert hatten - es war leider nicht viel mehr übrig als ein kleiner Steinhaufen.


Auch sonst, war die Landschaft am Fuße der größten Erhebung der Insel "Maunga Terevaka" mit 512m recht eintönig. Wir durchquerten die knapp 4 Stunden Wanderung nur grüne Wiesen mit etlichen Vulkanstein-Brocken die uns die Wanderung das ein oder andere Mal erschwerten.


"Der Hang des Maunga Terevaka"

Die aufregenderen Teile der Wanderung waren dann eher die tote Stute die wir fanden, die wohl bei ihrer Geburt mitsamt des Fohlens starb...


...das unfassbar glasklare Wasser im Zusammenspiel mit den wunderschönen Kliffs...


...oder die Bauern-Oase im Schatten des imposanten Steilhangs des Maunga Terevaka.



Nach einer kurzen Snack-Pause und einem kleinen Aufstieg nach Erreichen der Spitze, verflachte sich der Wanderweg und ging in eine angenehm zu begehende Sand-Piste über. Schon von Weitem konnten wir nun einen Blick auf den paradiesischen "Anakena-Strand" werfen, der nur noch eine halbe Wanderstunde von uns entfernt lag.


Nach 4 entspannten Stunden kamen wir somit endlich an unserem Wanderziel an. Gemütlich setzten wir uns im Schatten des Palmen-Waldes zu einem Einheimischen in seinen Strand-Imbiss. Bei einer leckeren "Meeresfrüchte-Empanada" und einer kalten 2 Liter Flasche Wasser (die mich unverschämte 5!!! Euro kostete) lauschten wir seinen Insellegenden - Viel entspannter kann man sich nicht von einer Wanderung erholen! 

Sonnen wollten wir uns jedoch nicht am bereits etwas stärker besuchten Anakena, sondern wanderten noch ein Stück weiter um den nahe gelegenen Hügel zum "Ovahe-Strand". 


"Tapfere Wanderer Jakob und Marcel"

Dieser Strand hatte es uns nämlich absolut angetan: Da sie keinen direkten Zugang hat, ist diese Bucht sehr selten von Menschen besucht und man hat den Sandkasten fast immer für sich alleine!


Nach 3 Stunden Tiefenentspannung sollte uns ein Taxi in der Nähe des Strandes abholen. Typisch chilenisch hatte der werte Herr Fahrer natürlich seine Frau samt Kind dabei, die er aus Jux und Tollerei den ganzen Tag durch die Gegend fuhr. Problem: Wir waren 5 Leute und nur die Hinterbank war frei.
Einfache chilenische Lösung: "Zwei von euch setzen sich in den Kofferraum und ich fahre "langsam"".

Marcel und Jakob opferten sich tapfer für diese zwei Posten.


Da der Begriff "langsam" in chilenischen Gefilden nicht weniger als 50 km/h ist, mussten die Beiden bei der Anzahl von Schlaglöchern auf der Insel - die wohl bis ins Unendliche steigt - auch nicht nur einmal um ihr Leben fürchten. Als wir an der örtlichen Polizei-Kontrolle in Hanga Roa vorbei rasten, krümmten jene ebenfalls keinen Finger - hang loose eben!

Nach der Verabschiedung von Rose und Lukas, die am selben Tag noch die Weiterreise ans Festland antreten mussten, machten sich Jakob und Ich auf den Weg um in Hanga Roa etwas kochbares zu finden. Aufgrund der "anstrengenden" und "höchstanspruchsvollen" Wanderung die hinter uns lag, entschieden wir uns Burger zu machen - mit dem entsprechenden lebenswichtig isotonischen Getränk...wenn ihr versteht ;-)

Morgen also der erste Tag ohne frühes Aufstehen und körperliche Anstrengung - doch ich bin mir sicher auch da wird der Unterhaltungswert nicht zu kurz kommen!

Un abrazo,

Niclas

Mittwoch, 2. Januar 2013

Ahu Tongariki, Poike & Rano Raraku

Was wäre wohl die erste Sache, an die man denkt, wenn man das Stichwort Osterinsel hört? Genau, die Moai. Riesige Steinköpfe, die über die ganze Insel verteilt an der Küste aufgestellt und das Landesinnere überwachten. Präteritum deshalb, da sich die Ureinwohner irgendwann im 18. Jhdt. dazu entschieden ihr komplettes(!!!) Lebenswerk einfach so wieder umzustoßen.

Auf der Suche nach Antworten für diese plötzliche Gedanken-Wandlung der Rapa Nui machten wir uns am zweiten vollen Tag schon früh um 5:30 in absoluter Dunkelheit auf in den Norden der Insel zum "Ahu Tongariki". "Ahu", das ist nicht etwa ein Kriegsschrei aus Zack Snyder's "300", sondern der Name für die Altäre, auf denen die Statuen platziert wurden. 

Um das geschichtliche Erbe zumindest ein bisschen wiederherzustellen, und um natürlich uns dumme, sensationsgeile Touristen aus aller Welt zu locken, entschied man sich, zumindest eine kleine Prozentzahl der "Ahus" und "Moai" zu restaurieren. 

So können wir heute "Ahu Tongariki" bewundern. Mit 15 Moai ist er der längste und größte der Insel. Seine perfekte Lage in einer Bucht an der Ostseite der Insel erlaubt deshalb auch das unglaubliche Spektakel eines Sonnenaufgangs vor diesem imposanten Monument zu bestaunen. Wortlos, so wie ich diese 1 1/2 Stunden erlebt habe, will ich euch nun auch die gemachten Bilder präsentieren:




Was waren die Moai? Als Abbilder ihrer toten Stammes-Häuptlinge, sollten die Statuen vom Meer aus, mit Blick auf das Inselinnere, über jenes mit ihren nie sich schließenden Augen aus dem Jenseits wachen. Sie haben langgezogene Ohrläppchen (sieht fast so aus wie die Radkappen, die sich heutzutage manche Jugendliche in die Ohren klemmen) und extrem lange Fingernägel. Damit wurde nicht etwa versucht den antiken Guinness World Record im Nagelwuchs zu gewinnen, sondern sollte symbolisieren, dass die Oberhäupter niemals arbeiteten. Man vermutet, dass entweder aus Enttäuschung über sich nicht erfüllende Anforderungen an die Toten Häuptlinge oder Bürgerkrieg der Grund für die Zerstörung der Altäre und den Sturz der Statuen war - später dazu jedoch mehr.

Zurück am Auto mit Fahrer Lukas, John aus den USA und Rose aus England, fuhren wir ein Stück weiter der einzigen geteerten Straße der Insel bis zur nördlichen Westküste, wo wir das Auto direkt am Kliff vor einem Kuhzaun abstellten.


Zaun deswegen, da überraschenderweise fast die ganze Insel, ausgenommen des Dörfchens Orongo und des Vulkans Rano Raraku, Privatgelände sind! Anders als jedoch in den USA, wo man zu diesem Zeitpunkt meist schon das Ende des Laufes einer Schrotflinte auf der Nase hätte, kann man hier gemütlich den Stacheldrahtzaun bis zum Boden druch drücken und die Hürde springend überwinden.

Ziel: Der Vulkan Poike. Zwar nicht die größte Erhebung auf Insel, hat er den besten und weitreichendsten Ausblick über das Eiland. Das Problem: Wir waren auf Seelevel und hatten nun natürlich erstmal 400 Höhenmeter Aufstieg vor uns (welch Glück, ich hatte wieder Flip Flops an!).

Das Erste, was beim Aufstieg auffällt, sind die wie zwei aus einem Kamel ragenden Höcker geformten Nebenkrater des Poike, die wir schon von Weitem bewundern konnten. Zusammen mit der Tatsache, das der Vulkan so gut wie kahlrasiert ist, erschafft dies die Einbildung, wahrhaftig auf einem anderen Planeten zu wandern.


Rund 20 Minuten später und zwei fast durchgebrochenen Fußgelenken vom letzten, extrem steinigen Aufstieg, bot sich uns endlich der entlohnende Blick vom Nordost-Zipfel der Insel aus. Im Krater hat sich über die Jahrtausende ein kleiner, unberührter Wald gebildet, der nun offenbar Heimat für eine kleine Habicht-Art ist.




"Auf den "Höckern" mit Blick auf's endlose Meer"

Auf dem Weg zum Strand, wo wir Rose abholen sollten, die nicht mit uns auf den Vulkan gestiegen war, machten wir noch Stopp beim größten Petroglyphen-Stein der Insel. Ganze 12 Meter misst er und enthält (so wie das beschrieben war, ich hab rein gar NICHTS erkannt) Fische, ein Schiff, Angeln und, und, und.


Alles über die Strände erzähle ich euch am vierten Tag, da ich die Spannung noch ein bisschen halten will. Zumindest ging es, nachdem wir also kurz die beiden einzigen Sandstrände der Insel bewundert hatten, weiter zum Rano Raraku - auch die "Moai-Fabrik" genannt.

Ein Bild habe ich von diesem ebenfalls majestätischem Vulkan vorhin schon in der Dunkelheit preisgegeben. Bei Tageslicht erschien er neben dem "Ahu Tongariki" in noch schönerem Glanz. Anders als die anderen Vulkane der Insel, fehlt nämlich ein ganzes Stück seiner kegelförmigen Form. Genau da war der antike Steinschlag der Ureinwohner. Um die zahlreichen Moai der Insel nämlich herzustellen (bis heute wurden ganze 397 gefunden), brauchte man verständlicherweise auch viele, viele Steine. Direkt aus dem Felsen, wie ich euch später zeigen werde, wurden sie hier von Meister-Architekten der Ureinwohner aus dem Massiv gemeißelt.

Da, wie bereits erwähnt, die Ureinwohner eines Tages ihrer Moai aus irgendeinem Grund nichtmehr huldigten und sie umstießen, stoppten am gleichen Tag plötzlich die Arbeiten. Man fand später Werkzeuge rund um den Vulkan und vor allem eines: unfertige Moai, die es nie auf einen "Ahu" schafften. Der Grund für einen wahrscheinlichen Bürgerkrieg war die enorme Abholzung für den Transport der Steinköpfe in alle Winkel der Insel. So konnten nicht einmal mehr lebenswichtige Schiffe zum Fischen gebaut werden und die Lebensmittel wurden knapp.

Glücklicherweise ließen sie die Fabrik bzw. den Vulkan unberührt und wir konnten bei unserem Rundweg einige Leckerbissen erblicken wie z.B.:



"Den einzigen Moai mit Beinen!!"


"Einen Moai in Arbeit und..."


"...den größten Moai der Insel der 23m misst"

Nach dem Rundlauf durch den "Moai-Garten" stiegen wir noch auf in den Krater. Der zweite Vulkan an einem Tag - ich sollte Geologe werden. Viel hatte ich nicht erwartet, aber uns offenbarte sich abermals eine wunderbare Lagune inklusive Wildpferden, roter Erde und! - einigen Moai auf der Sonnenseite des Hangs, die dem ganzen noch ein mystisches, unwirkliches Ambiente gaben.



Rose, die sich die ganze Zeit um ein anscheinend todkrankes Wildpferd kümmerte, war ganz erschüttert über die Antwort der Rangers auf ihre Frage, ob man das arme Ding nicht einfach erschießen könne. "Der, auf dessen Grundstück ein Wildpferd läuft, ist de facto Besitzer des Pferdes und darf es als einziger erschießen. Wer es anstatt seiner macht muss zahlen". Paradoxer geht es kaum, oder habt ihr schonmal die Müllabfuhr verklagt, weil sie euren Müll entsorgt hat. Naja, so läuft das wohl auf der Osterinsel.

Am Nachmittag stiegen Jakob und Ich nochmals teilweise auf Rano Kau um uns das Spektakel eines Flugzeuges, das von der Osterinsel wegfliegt zu bewundern.


Einem wunderschönen Sonnenuntergang folgte eine neue Version "Spaghetti mit was immer wir im Supermarkt finden" des 3-Sterne Spitzenkoch-Duos "Meer & Gottmann". Den Gasherd hatten wir dieses Mal sogar schon innerhalb von einer Minute an und das mit der Salzdosierung im Nudelwasser klappte auch immer besser - hmm!

Morgen geht's ebenfalls früh raus, die Nord-West-Spitze wird zu Fuß umkurvt - diesmal auch mit festen Schuhen - ich verspreche es!

Abrazos,

Niclas