Donnerstag, 20. September 2012

Fiestas Patrias

Tiquí, Tiquí, Ti!!! Und schon sind sie wieder vorbei, die Fiestas Patrias! In meinem Bauch bekämpfen sich die Reste der Unmengen an Empanadas, Chorripanes, Asados, Chichas, Terremotos, Pisco Sours und dem ein oder anderen Bier, die ich in den letzten 5 Tagen verschlungen habe! Wer bis hierhin nur "Bierhof" verstanden hat dem sei getrost gesagt, das auch ich mit der Hälfte der oben genannten Begriffe recht wenig anfangen konnte.

Angefangen hatte diese ganze Odyssee bei mir (wie berichtet) schon letzten Donnerstag. Richtig los ging es dann am Samstag mit einer der ersten "Fonda". Fonda, das ist nicht etwa ein berühmter Schauspieler aus Hollywood, sondern ein Volksfest, welches während den Fiestas Patrias stattfindet. Vergleichen kann das der otto-normal-Deutsche zur Verdeutlichung etwa mit der "Kerwe" (für die Kurpfälzer unter uns) bzw. der alljährlichen "Kirmes" (für alle anderen).

Diese Fonda hatte jedoch den dekadenten Namen "Fonda V.I.P." und fand in einem der angesagten Clubs hier in Form einer Feier mit diversen DJ's und Bands statt. Zu meinem Glück gab es auch einen "Elektroraum" - dachte ich zumindest...Bis 1 Uhr lief hier Chart-Dudelei und danach ebenfalls Reggaeton...muss mich also weiter mit dieser Art Musik vergnügen! Noch schlimmer (für mich) kam es, als im Hauptraum plötzlich eine Cumbia-Band auftrat und alle anfingen Cueca zu tanzen..leider (in manchen Fällen) musste ich dann nämlich die Tanzaufforderungen geschickt mit einem galanten "No puedo" abwehren um mich nicht bis auf die Knochenfasern zu blamieren.

Nachdem am Sonntag ein etwas ruhigerer Tag mit Fußball gucken des örtlichen Clubs angesagt war, ging es Montags feucht-fröhlich in des Nachbarn Hause weiter. Als ich spät des Nachts (für meine Begriffe) nach Hause kam, fand ich eine feierwütige Menge im Hinterhof vor, die gar nicht daran dachte klein bei zu geben:



Irgendwann zwischen 7 und 8 in der früh war dann auch der letzte Feierwütige ins Lummerland entschwunden. Das - Für den ein oder Anderen - böse Erwachen erfolgte leider keine 3 Stunden später. Immerhin war heute der 18. September - Nationalfeiertag! Das heißt, das für den restlichen Verlauf des Tages für die ganze Familie Empanadas gemacht werden mussten. Also ab ins Haus meiner Gasttante geschleppt und fleißig - genau - NICHT mitgeholfen. Leider weiß ich deswegen bis heute noch nicht wie man diese leckeren gefüllten Teigtaschen herstellt aber ich hab es bevorzugt mit dem mittelschweren Kater den ich hatte es mir auf dem Sessel bequem zu machen. Hinzu zu meinem Leiden  gesellte sich leider noch die im Radio dudelnde Cumbia-Musik, die sowieso schon seit 4 Tagen non-stop lief und sich jedes Lied für mich - seitdem - gleich anhörte. Wer wissen will wie diese wundervolle Musikrichtung klingt sucht sie auf youtube oder stellt sich ungefähr die neuste Hit-Single der Kastelruther Spatzen mit flottem Latino-rhythmus vor - immerhin haben die Empanadas geschmeckt!



Am Abend des 18. ging leider nichts, da irgendwie alle platt waren vom Abend davor. Achso, Fun-Fact 18. September: Wer an seinem Haus am 18. nicht die Chilenische Flagge hisst, bezahlt eine saftige Strafe! Diese Regel stelle man sich mal in Deutschland am 3. Oktober vor...sind wohl doch noch zu stark gebrandmarkt was Nationalstolz angeht - für mich hat es sich zumindest komisch angefühlt...diese "erzwungene" Vaterlandsliebe hier in Chile.

Am Mittwoch sind wir dann mittags auf den "Cerro", den Stadthügel gefahren um mit ein paar Verwandten zu grillen. Als Deutscher hab ich natürlich erst einmal doof in die Röhre geguckt, als man mir das Fleisch von der Grillzange in die Handfläche gab. Das sogenannte "asado" ist man nämlich auch gern mal mit der Hand! Alles in allem war es ein schöner Ausklang der Festtage mit wunderschönem Ausblick auf die Stadt und die Andenkordilleren!



Abends sind wir dann noch kurz auf die "Ramadas" (anderes Wort für "Fonda") am Flussufer und haben uns einen für Chile bekannten Cocktail gegönnt: den sogenannten "Terremoto" also "Erdbeben".  Unmengen Puderzucker, Weißwein und Sirup lassen jedes Naschkatzenherz höher schlagen - meines zumindest nicht, ich bleib beim deutschen Bier!

Abrazos, Niclas

Samstag, 15. September 2012

Schon wieder ein Jahr älter...

Hallo meine Lieben, ich melde mich dann auch mal wieder! Seitdem ich letztes Wochenende meinem Tod wieder ein Stückchen näher gekommen bin, ging es in meine mittlerweile dritte Woche hier in Chile. Doch was war passiert? Zum ersten Mal wurde mir das chilenische Nightlife gezeigt. Freitags abends, in meinen Geburtstag reinfeiernd zerrte man mich in meinen ersten lateinamerikanischen Nachtclub. Das erste was auffällt ist die Wand an Türstehern in die man auf dem schienbar ellenlangen Weg in die Disko begegnet. Außerdem muss man hier auf einer Liste stehen um schneller und vorallem umsonst in den Club zu kommen - man kann sich am Tag vorher einschreiben lassen. Ausgesucht hatte man natürlich einen Reggaeton-Club - Kulturschock für einen eingefleischten Europäer. Ich kann von Glück reden, dass ich mich die letzten 3 Jahre in einen Tanzkurs bequemt habe, da ich mir hier ansonsten wie die Mehrheit meiner deutschen Freunde am Tanzstil die Hüfte gebrochen hätte: Es ist alles sehr bewegt! Am Samstag war dann der Tag gekommen: mein letztes Jahr als junger Bursche war endgültig angebrochen...19 - oder wie ich es gerne sage: 18 + 1. Habe mir vorgenommen mit jenem Optimismus auch weiter zu zählen: 18 + 2, 18 + 3 und, und, und. Man sagt ja: Man ist immer so alt wie man sich fühlt! Zum Purzeltag gab es dann für mich nachdem ich kurz für den Abend einkaufen war ein schön geschmücktes Häuschen. Ich selber hatte mir zum Geburtstag ein von "Kunstmann" für den Exil-Deutschen gebrautes Naturtrübes geschenkt:
Zu Besuch kamen dann noch zwei Schwestern meiner Gastmutter inklusive Kinder um mit mir zu feiern. Neben verschiedenen chilenischen Köstlichkeiten und Bier gab es dann auch noch einen Kuchen und einen "Chile" - Anhänger für mich! Abends ging es dann abermals feiern...irgendwie hört das nie auf seitdem ich Abitur habe. Während der Woche gab es wieder viel Geschrei, Gerenne, Dreckige Hände und Sabbern - Doch, es sei euch gesagt ich komme damit gut zurecht! Wir hatten mit den Kiddies die ganze Woche kleine "Fiestas", da ja in der kommenden Woche Nationalfeiertag ist und man knapp eine Woche nicht arbeitet. Also kamen die Kiddies Montag bis Donnerstag in den Traditionskleidern zur Schule, tanzten Cueca und hatten verschiedene Spiele. Natürlich blieb ich auch nicht aus und nahm unter anderem im Seilziehen und dem "Eier-Wurf" teil. Das wahrscheinlich komischste Spiel der Chilenen ist jedoch ein Anderes. Leider macht es ihnen auch Unmengen Spaß...vorallem den Ausländern dabei zu zu gucken. Es gibt 4 Aufgabenfelder: Zuerst muss ein Ei auf einem Löffel balanciert werden, dann ein Luftballon aufgeblasen und zum platzen gebracht werden. Hat man das hinter sich muss man aus einer Schüssel Wasser ohne Hände ein Bonbon fischen und es in einem Haufen Mehl platzieren...Wie ich aussah könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen. Apropos Mehl! Ich bin indes unter die Köche gegangen! Dem Druck der Mitarbeiterinnen nachgebend doch endlich mal etwas Deutsches zu kochen haben sich Maike und ich erbarmt "Kaiserschmarrn" als Nachtisch zu kochen. So viel kann ich sagen: Ich habe noch alle Gliedmaßen, nichts ist explodiert und keiner musste aufgrund einer akuten Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus. Ganz im Gegenteil: Er war sogar echt lecker mit Apfelmousse als Beilage!!! Donnerstags war ich dann auch das erste Mal mit den Europäern hier von der Uni Pisco verköstigen..entsprechend europäisch war dann auch der Ausgang des Abends. Freitags arbeiteten wir nur halbtags und haben dann zuerst (um 12 Uhr mittags!!!) mit den Kindergärtnerinnen Ponche (Weißwein-Boule) getrunken bevor wir mit ein paar anderen Mitarbeiterinnen in ein Restaurant weitergezogen sind. Zu Mittag gab es dort neben einem köstlichen Vino ein sogenanntes "Chorillana"...Wer sagt das ungesundeste und fettigste Essen kommt aus den USA, den muss ich leider enttäuschen. Diese Kalorien-Bombe besteht aus Pommes, Fleisch und 3 Eiern oben drauf. Sehr lecker aber auch sehr gefährlich für die Sommerfigur! Nach einem kurzen Besuch bei unseren Ansprechpersonen von AFS hier in Talca ging es für mich noch auf den Geburtstag meiner Gasttante - mehr Pisco...während ich 5 Tage frei bekomme hat meine Leber Hochsaison. Heute ist Samstag...man trinkt durch bis Mittwoch. Da helfen auch deutsche Tugenden wie "Kein Bier vor vier" nicht...so etwas wird hier müde belächelt. Bis Donnerstag! Abrazos, Niclas

PS: Hier noch das versprochene Video meines neuen Zuhauses!


Sonntag, 9. September 2012

Kurioses Chile

Alo! So begrüßt man sich hier übrigens. Auch sonst ist hier sehr viel deutsches Erbgut übrig geblieben, nicht umsonst heißt die Top-Biermarke "Kunstmann - Das gute Bier". Trotzdem ist es dann als (blond und blauäugiger) Deutscher manchmal doch sehr komisch.. Erst heute, als wir mit einer der Sozialarbeiterin über den Markt im sozial sehr schwachen Norden geschlendert sind, ist mir aufgefallen wie oft das Wort "Gringo" hier im Zusammenhang mit Maike und mir fällt. "Gringo", so nennen sie eigentlich die US-Amerikaner...aber wir sehen halt leider wie welche aus. Und es ist verblüffend: Jedes Mal wenn ich dieses Wort aus dem Mund eines Einheimischen höre, bildet sich sofort eine gewisse Distanz in mir gegenüber diesem Individuum auf. Es klingt blöd, aber seit heute weiß ich ganz genau was das Wort "Kanacke" gegenüber Immigranten in Deutschland anrichten kann. Ansonsten verlief die Woche sehr ruhig. Am Donnerstag bauten wir zusammen mit den älteren Herrschaften ein Gartenhaus, in dem sie in Zukunft ihre Pflänzchen anbauen können. Mein Daumen ist mir zum Glück erhalten geblieben, aber natürlich komme ich als ausgebildeter Grobmotoriker nicht glimpflich davon - der Hammer, den irgendjemand auf dem Plastikdach hatte liegen gelassen ist mir bei einer ruckartigen Bewegung in klassischer Manier auf den Kopf gefallen...kleine Platzwunde inklusive. Hier das Bild der stolzen Bau-Amateure und des Ergebnisses (es fehlen einige):
Am Mittwoch (gehe die Woche jetzt mal rückwärts durch) war ich das erste Mal im Handballtraining. Trainiert wird hier an einer Universität etwas außerhalb der Stadt - der Spaß kostet mich knapp 45 Minuten meines Lebens..eine Tour. Nichtsdestotrotz stehe ich jetzt mit einer neuen, sehr netten und auch nicht ganz so schlechten Mannschaft wie ich das erwartet hätte, da. Dreimal die Woche darf ich mich nun meiner Leidenschaft widmen :-). Ansonsten sportl ich den Rest der Abende im lokalen Fitnessstudio..hab sonst abends nicht viel zu tun - und da man hier eh 3 mal am Tag sehr üppig isst, ist dies auch eine absolute Notwendigkeit. Generell genießen die Chilenen gerne und sind, was Sport angeht, ziemliche Faultiere. Um ehrlich zu sein hab' ich (außer meiner Handballmannschaft) bis jetzt genau 1 Person kennengelernt die nach meiner Frage ob wir nicht mal zusammen joggen gehen nicht angewiedert das Gesicht verzogen hat. Gleichermaßen kann ich an einer Hand die Menge an Frauen (und an der anderen Hand die Menge an Männern) abzählen, die ich bis dato mit schlanker Figur hab durch die Straßen schlendern sehen. Auf der anderen Seite hat das auch eine angenehme Note: Im Fitnessstudio laufen hier keine zwangskastrierte Anabolmonster herum. Jedoch wird auf Hygiene leider nicht viel wert gegeben, niemand benutzt ein Handtuch und die Gewichte haben schon einen maßgeblichen Rostgeruch. Hinzu kommt, dass man hier dauerhaft mit 150 Dezibel lauter, schlechter Home-Trainer-DVD Musik beschallt wird. Die Chilenen lieben übrigens Kurse...Während man sich in Deutschland höchstens mal beim Spinning mit anderen abstrampelt, gibt es hier mir davor unbekannte (mit gutem Grund wie ich bemerkt habe) Kurse wie "Insanity" und "BodyKombat". Vorstellen kann man sich darunter ungefähr das affigste was sich ein Individuum in der Öffentlichkeit antun kann. "Gekämpft" wird mit seinem eigenen Schatten - es nehmen Frauen UND MÄNNER teil. Muss mir jedes Mal ein Schmunzeln verkneifen wenn ich das halbe Fitnessstudio da rumhampeln sehe. Der Beschallung nicht genug ist das Treiben auch im Bus recht wild. Während man in Deutschland in der Straßenbahn womöglich eine Grille zirpen hören und ein Heuballen durch den Gang fegen würde, unterhalten sich die Chilenen gerne in üppiger Lautstärke. Deswegen setz ich mich - als berührungsscheuer Deutscher - lieber in ein colectivo..Immerhin gibt es da nur 3 andere Mitfahrer. Das nächste Mal erzähl ich euch wie das mit dem Nightlife hier so läuft.. bis dahin. Abrazos, Niclas

Montag, 3. September 2012

Und die Zeit fliegt...

...jetzt bin ich schon über eine Woche hier, hab schon die ein oder andere Achterbahn hinter mir und versuch mich Tag für Tag besser einzuleben. Und ich muss sagen: es klappt überragend! Die Devise für diesen Eintrag ist es jedoch erst einmal durch Bilder zu beeindrucken da ich A: ziemlich müde bin und B: eigentlich sonst nicht viel nennenswertes passiert ist. Die Rolle als Kindergärtner jedoch wächst so langsam in mir hab ich das Gefühl. Ich versteck mich zwar gerne noch vor den Eltern wenn sie ihre Kinder abholen, da ich einfach immer das Gefühl hab ich seh aus wie ein Hobbypädophiler; immerhin arbeite ich ja als MANN freiwillig in einem Kindergarten..für umme. Ich will nicht sexistisch sein aber die Auffassung das Kinder großziehen Frauensache ist geht mir wohl genetisch bedingt (als Geschenk meiner hominiden Vorfahren aus der Steinzeit) nicht vollständig aus dem Kopf. Nichtsdestotrotz hab ich einige der Würmer schon richtig ins Herz geschlossen:
Heute wurde es allerdings etwas spannender: Von den gerade mal 9-15 Monate alten Kiddies sind wir zu den 4-jährigen im Nebenzimmer gegangen. Die können (leider) auch schon reden...leider, weil ich sie echt kaum verstehe und sie dann immer beleidigt weglaufen. Vor andere unlösbare Rätsel stellen sie mich dann wenn es heißt "Ich muss Pipi" oder "Hab' nen Popel in der Nase"....cool bleiben Niclas, es sind nur Kinder. Sie nennen mich übrigens alle "tío" also Onkel - zuckersüß ich weiß! Das Problem ist nur, dass mich die Mädels heute echt nicht in Ruhe lassen wollten: "tío, tío, tío, tío hier, tío da" - Ich glaub ich kenne jetzt jeden Winkel und alle Geheimgänge auf dem Kindergarteneigenen Spielplatz. Am Samstag waren wir bei der Nachbarin den ein oder anderen Pisco verköstigen. Ging auch ziemlich lange...unter anderem weil hier die Zeit schon um eine Stunde vorgesetzt wurde. Ansonsten war ich noch auf dem "Cerro de la Virgen", ein Hügel mit Blick auf Talca und die Anden:
Achja, hab auch zum ersten Mal Empanadas, das Nationalgericht, gegessen und muss sagen es schmeckt echt köstlich! Gefüllte Teigtaschen mit Fleisch, Ei, Sauerkraut etc.
Andere Kuriositäten? Hatte heute ein geheimes Fotoshooting im Bus. Ein paar jüngere Mädchen hatten versucht (recht unauffällig hab natürlich nichts gemerkt :-D) Bilder von mir zu machen..mit dem Rücken zu mir. Als sie gemerkt haben, dass ich heimlich Grimassen gemacht hab, sind die rot angelaufen und haben's gelassen...war ganz lustig. Ach, und hab mich dann doch mal in den Spanischkurs der Uni bequemt. War ne gute Aktion, kenne jetzt noch ein paar mehr Europäer hier mit denen man sich auch mal den einen oder anderen Pisco genehmigen kann. Also, alles in allem in Butter! Melde mich die Tage (vielleicht ja dann endlich mit Video meines Hauses wenn ich's dann mal hinbekomm). Abrazos, Niclas