Montag, 22. April 2013

Hoch im Sattel

Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren sie das Fortbewegungsmittel Nr. 1 - 3 verschiedene Gänge, bequeme Sitzflächen für 2 Personen und kinderleichte Lenkung. Bevor Carl Benz mit der Erfindung des Motors den Weg für den Siegeszug des Autos ebnete, waren jene Pferde das Prachtstück im hauseigenen, wahrhaftigen "Rennstall".

Doch nicht in allen Ecken der Welt hat der motorbetriebene Vierradler eine Vormachtstellung. So unter Anderem auch nicht auf Mocha: Die Inselbewohner bevorzugen bis heute die flexiblere und schnellere Fortbewegung zu Pferde auf den gemeingefährlichen "Straßen" des Eilands.

Da sich nach 2 vollen Tagen auf der kleinen Insel sich auch so langsam das Spektrum an neuen, zu entdeckenden Sachen verkleinerte, entschieden wir uns, die Insel mal aus der Sattel-Perspektive kennenzulernen - so wie es seit Jahrhunderten die Einheimischen machen.

Reiten...versucht hatte ich es bereits ein Mal in Nebraska (ein Video sollte es davon auch noch auf meinem Youtube-Kanal geben) und meine Erinnerungen an diese durchaus schmerzhafte Erfahrung waren definitiv nicht fördernd für meine Vorfreude auf den morgendlichen Ausritt. 

Das erste Pferd, das mir von Julio zugeteilt wurde - ein junger Gaul im Alter von knapp 4 Jahren - war von seiner neuen Fracht auch nicht sonderlich beeindruckt und stellte sich stur gegen das Abenteuer inklusive deutschem Reiter. Schnurstracks hatten wir jedoch einen anderen, weiblichen Vierbeiner am Lasso, der mich nun wohl gerne auf seinem Rücken willkommen hieß.

Im einhändigen Western-Style ging es nun also über die Dünen-Landschaften hinab zu den Stränden. Erstaunlicherweise harmonierte ich sehr gut mit meinem Pferd und wir konnten sogar filmreif im Galopp an der Wasserlinie über den Strand düsen. Vom Sattel bin ich außer einer kurzen kritischen Situation trotzdem nie gefallen - hier ein persönlicher Schulterklopfer und die entsprechenden Beweisbilder:




Was ich nun völlig vergessen hatte war meine Tierhaar-Allergie, die mir nach dem 2-stündigen Ausritt rote Beine und ein aufgequilltes Gesicht bescherte - dies war also nicht der Anfang einer glamourösen Reit-Karriere meinerseits.

Den Nachmittag nahmen wir uns vor, den windarmen und sonnigen Tag am weißen Strand neben dem Leuchtturm zu verbringen. Nach der 1 1/2-stündigen Wanderung erwartete uns ein wie immer verlassener, ruhiger Ort - perfekt die Seele ein bisschen baumeln zu lassen.




Eigentlich sollte es Montagmorgens wieder zurück auf's Festland gehen, um pünktlich Dienstags wieder in Talca auf der Arbeit anzutanzen. Ein trüber, benebelter Himmel machte uns jedoch einen ordentlichen Strich durch die Rechnung - Flugverbot aus dem Tower in Tiúra. Man teilte uns mit, dass wir wohl erst gegen Nachmittag oder Abend fliegen würden. Wir nutzten so den Vormittag, um noch einmal um die Südspitze der Insel zu wandern; auch hier findet man eine wieder komplett spezielle und diverse Landschaft.





Unterwegs hielt uns auch noch der einzige Polizist der Insel auf seiner Streife über den Strand an - nicht jedoch um uns festzunehmen sondern eher um sich seinen wohl durchaus ereignislosen und langweiligen Arbeitstag etwas zu versüßen. 

Der Himmel klärte aufgrund der Flaute nicht mehr auf und wir flogen diesen Abend nicht zurück zum Kontinent. Man schenkte uns eine weitere Nacht auf der Insel und den Transfer nach Concepción im Auto der Hotelbesitzer, die am nächsten Tag ebenfalls zu besagter Hafenstadt reisen mussten.

So ging es Dienstagmorgens mit dem Flieger vom hoteleigenen Landeplatz hoch in die Luft um 12 Minuten später auf der Steilküste Chiles zu landen. Wir verabschiedeten uns vom Pilot und setzten uns mit der deutschsprachigen Hotelbesitzerin, dem Ehemann und deren Sohn in den Wagen mit Ziel Concepción. Mit der ehemaligen Deutschlehrerin mit deutschen Wurzeln hatten wir ein nettes Gespräch, bis sie uns schließlich am Terminal absetzten und wir den nächstbesten Bus zurück in die 7. Region des Landes nahmen - der Startschuss für den Sommerurlaub war somit bestens geglückt!

Un abrazo,

Niclas

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