Freitag, 19. April 2013

Dschungelfieber

Wenn es sie tatsächlich geben sollte, welche ist wohl die sanfteste und schönste Art für euch geweckt zu werden? Wenn es für mich eine gibt, dann ist es definitiv das Rauschen des Meeres. Nicht um euch neidisch zu machen oder so, aber die morgendliche Geräuschkulisse in unserem Hotelzimmer war mindestens 5-Sterne-würdig. So fiel es auch nicht sonderlich schwer sich unter die kalte und wasser-arme Dusche zu quälen.

Das leckere Frühstück inklusive selbstgemachtem Brot und allen möglichen Sorten an Honig und Marmelade im Magen, ging es für uns auf die erste Erkundungstour der Insel auf eigene Faust. Von unserem Hotel aus hatten wir uns überlegt, einfach mal Richtung Norden loszuschlendern.

An einer kleinen Dünen-Landschaft vorbeigekommen, eröffnete sich uns nach einer knappen halben Stunde ein riesiger, ellenlanger, verlassener Strand an dem nur vereinzelt Menschen "Cochayuyo" einsammelten. "Cocha-" was? Keine Angst, die selbe Frage musste ich mir auch erst einmal stellen! Es handelt sich hierbei um eine Alge, die eine sehr beliebte Zutat für chilenische Meeresfrüchte-Suppen ist. Im Sommer, wenn diese Alge vor der Küste auflagert, zieht es ganze "Sammler-Familien" an die Küste um sich während der Ferienmonate ein bisschen extra "Plata" (chilenisches Umgangs-Wort für Geld) in die Tasche stecken zu können. Hier ein paar Impressionen:





Auf dem Rückweg begegnete uns auch noch die fast ausgestorbene und äußerst seltene Spezies der "Vacca litoris" (Strandkuh) - Achtung, Ironie!



Nach dem Mittagessen stand die Hauptattraktion des heutigen Tages an. Zusammen mit Julio und den anderen Hotelgästen ging es im Jeep auf die andere Inselseite um dort zunächst die einzige wirkliche Ansammlung an Häusern der Insel zu besichtigen, die man als "Siedlung" bezeichnen könnte. Bis heute hat sie noch keinen offiziellen Namen aber es gibt doch tatsächlich eine Polizeizentrale auf der "Hauptstraße". Nach der kurzen Besichtigungstour und einem kleinen Einkauf im einzigen Laden der Insel, wurden wir zum Eingang des "Parque Nacional Isla Mocha" gebracht. Dieser Nationalpark ist in der Hinsicht besonders, da er den wohl ältesten indigenen Wald Südamerikas beherbergt. Wie eine riesige Kuppel erhebt sich dieser nämlich auf einem Berg, der urplötzlich etwa 200m vom Strand entfernt in die Höhe schießt.

Für den Rundweg von etwa 4 Stunden sollten wir uns ein bisschen extra-Zeit lassen um das ganze auch wirklich zu genießen. Nach der Anmeldung beim einzigen Ranger-Büro des Parkes (langweiligster Job der Weltgeschichte?!) ging es auch schon hinein ins Urwald-Vergnügen.



Und dieser Wald hatte wirklich seine Besonderheiten! Hier eine kleine Auswahl von Fotos, um euch ein bisschen die Stimmung zu vermitteln...


"tiefstes Dickicht..."


"eine kleine Lichtung..."


"ein versteinerter Frosch?..."


"wunderbare Aussichten auf die Küste..."


"große Stämme..."


"...und Lianen! Ein bisschen auf Tarzan zu machen war unvermeidbar..."


Nun, was soll ich euch groß von einem Wald erzählen? Stock und Stein, Baum und Tier...Apropos Tier, leider habe ich keine Fotografie, aber es verfolgte uns ein lokaler, auf der Insel endemischer Vogel mit unverkennbarem Lockruf während unserer kompletten Wanderung durch sein Zuhause - ein sehr netter Fremdenführer! Bei einer kurzen Pause in der einzigen großen Lichtung des Waldes (die normalerweise ein Teich war, nach dem Erdbeben jedoch ausgetrocknet ist) zeigte er sich sogar kurz.



Als wir gegen Abend auf der gegenüberliegenden Seite der Insel aus dem Wald kamen und die Sonne bereits Richtung Horizont steuerte, offenbarte sich uns ein wunderbarer Blick über die Westseite der Insel und die unendlichen Weiten des Pazifik. Immerhin konnte man von hier aus theoretisch bis nach Neuseeland gucken!





Am Fuße des Berges, in der Nähe des alten Leuchtturms wurden wir schließlich von Julio mit dem Jeep und einem Anhänger abgeholt. Was bei den vielen Schlaglöchern auf der Insel eigentlich eine gemeingefährliche Angelegenheit ist, ließ ich mir trotzdem nicht entgehen, setzte mich mit den anderen Gästen auf den klapprigen Holzanhänger und genoss die Fahrt zum Hotel mit der sich immer schneller senkenden Sonne im Hintergrund...




Un abrazo,

Niclas

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