Dienstag, 28. August 2012

Barrio-Romantik

Da bin ich nun, mein zweiter Tag in Talca und so viele neue Eindrücke die auf mich einprasseln. Was soll ich sagen, sehr..SEHR viele Dinge sind hier anders, was aber nicht unbedingt negativ sein muss. Wie ich nun herausgefunden habe wohne ich im Süden Talcas, dem Villa Galilea Barrio. Für den äußeren Betrachter mag es hier einfach nur hässlich sein, aber mir zeigt sich in den komplett asymmetrisch und teilweise heruntergekommenen Häusern eine innere Schönheit. Man kann das schlecht beschreiben aber wenn man live durch diese Straßen läuft wirkt das alles ganz anders als wenn man nur ein Bild betrachtet.
Gleich am ersten Tag nach meiner Ankunft hatte ich auch schon viel zu tun: Zur Polizei und zum Einwohnermeldeamt um mich komplett als temporärer Staatsbürger einzuschreiben (wir bekommen auch einen chilenischen Ausweis!), mir ein funktionstüchtiges Handy besorgen, eine Karte von Talca besorgen und, und, und. Dabei hab ich dann auch zum ersten Mal gemerkt wie stark man dann doch als Blonder (für chilenische Verhältnisse bin ich sehr sehr blond) auffällt - manche gucken mich an als wär ich ein Alien, Andere laufen an mir vorbei und sagen englische Sätze (Beispiel: "This is boring" - sehr einfallsreich!) oder versuchen mich in ellenlange Konversationen zu verwickeln um alles mögliche über mich zu erfahren (meistens ob ich denn eine Freundin hab und das ich mir ja unbedingt eine Chilenin angeln soll). Die Frau im Einwohnermeldeamt hat auf 4 Anläufe gebraucht ein Bild von mir zu machen da für mich als "chico tan lindo" natürlich auch das allerbeste Bild für ihren Nachttisch gemacht werden musste. Verrückt diese Chilenen! Ach, und noch eine Sache die sehr kurios ist: öffentliche Verkehrsmittel. Neben ganz normalen Taxis gibt es hier sog. "Micros" (Busse) und Colectivos (Sammeltaxis). Das Problem ist nur - es gibt in den Barrios keine Haltestellen, nur in der Stadtmitte und da hängen - wer hätte es erwartet - natürlich auch keine Pläne. Man muss als eingefleischter Einwohner also wissen an welcher Ecke man für welchen Bus stehen muss und einfach nur den Finger rausstrecken wenn der Bus um die Ecke kommt. Tortur für ein an Ordnung gewöhntes deutsches Gehirn - aber das krieg ich schon hin! Die colectivos sind übrigens sehr praktisch: für nur 500 Pesos (80 Cent) fährt man damit ins Stadtzentrum und jeden Teil der Stadt - sie fahren jedoch auch abgesteckte Routen, man muss also genau wissen wo man ist. Das weiß ich natürlich nicht. Aber ich lerne! Am Nachmittag waren wir im Norden Talcas bei Juans Großeltern. Dort hatten wir einen "Once" - einen kurzen Snack vor dem Abendessen, und ich hab noch ein paar Verwandte kennengelernt. Obwohl es mit dem Chilenisch verstehen immer besser klappt hab ich doch mit alten Menschen noch große Probleme da gerade die alle gerne nuscheln und in Überschalltempo reden. Und noch eine charakteristische Sache für Chile: Sie lieben ihre sog. "Chilenismos" - Wörter, die es nur hier gibt. Da wäre zum Beispiel das Wort "weon" - man benutzt es im alltäglichen Gebrauch wie "Alter" jedoch benutzen es auch die Erwachsenen! Eine andere Gewohnheit ist es das Suffix "po" hinter jedes beliebige Wort zu klemmen - Bedeutung? keine. Am Abend waren wir bei meiner Gasttante essen, wo auch Tamara, die deutsche Studentin, wohnt. Es gab lecker Gemüseeintopf und "Churrascas" - chilenisches Fladenbrot - mit gesalzenen Tomaten und Guacamole - SEHR LECKER! Außerdem habe ich zum ersten Mal chilenischen Wein probiert und..nunja...Galaktisch ist glaube ich kein Ausdruck mehr! Es ist jetzt Dienstag morgen und ich werd mich heute mal im Fitnessstudio anmelden..mal gucken wie die so ausgestattet sind und wieviel das ganze kosten wird! Und noch etwas: Es gibt hier an der Uni doch tatsächlich eine Handballmannschaft!!!! Geil, geil, geil! :) Aber das soll es nun erstmal gewesen sein, ich texte euch ja nur zu. Wenn ich später die Zeit habe mache ich mal ein kleines Video meiner neuen Heimat! Abrazos, Niclas

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