Sonntag, 31. März 2013

La vida tranquila..

"Das ruhige Leben" - so kann man den ersten Monate des neuen Jahres wohl am besten beschreiben. Der wilden Neujahrsfeier folgte eine entspannte halbe Woche (wir hatten wieder mal ein langes Wochenende) auf der Arbeit, in der jeder noch stolz seine Vorsätze für die neue Sonnen-Umrundung auf der Brust umhertrug und sich das Fitnessstudio auf magische Art und Weise bis unter die Decke füllte.

Da Talca mindestens um die 50.000 Studenten beherbergt, die über die Sommerferien alle nichts mehr wollen als nach Hause zu Mami zu fahren - im Schnitt bleibt ein Chilene sowieso bis 25 Jahren in seinem Elternhaus - sinkt der Spaßfaktor der Stadt unter einen angenehmen Wert. Was tun?

Nun, es ist Sommer und der Strand ist nur 1 1/2 Stunden entfernt - ein kleiner wöchentlicher Ausflug an die maulinische Pazifikküste war also die logische Folgerung unserer kurzen Überlegungen.

Constitución ist die geographisch näheste Küstenstadt zu Talca und gemütlich mit einem antiken Zug namens "Ramal" zu erreichen. Dieser alte Bummelzug ist einer der wenigen übrig gebliebenen historischen Sehenswürdigkeiten der siebten Region. Da er jedoch nur zwei mal am Tag die 3 1/2 -  stündige Fahrt an's Meer unternimmt, muss der eintägige Strandbesucher die frühe Abfahrt um 7:30 morgens wahrnehmen. Die Vorfreude ging jedoch schnell flöten, als in klassischer Hollywoodfilm-Manier die letzte Fahrkarte an den Mann vor uns verkauft wurde - schön blöd!

Also mussten wir auf die rucklige Fahrt mit der Bimmelbahn verzichten und nahmen den Bus. Die nun nur 2-stündige Busfahrt klärte uns unser Freund und Fremdenführer für den Tag - Estéban - über die tragische Geschichte jener Stadt auf, die wir in Kürze besuchen würden: Das Epizentrum des Erdbebens von 2010 (das viert-stärkste jemals gemessene Erdbeben der Erde), lag nur unmittelbar vor der Küste von Constitución. Aufgrund mehrerer Fehlinformation brachte sich nach dem Erdbeben niemand auf den Hügeln in Sicherheit und rund 2 Stunden später überraschte eine riesige Flutwelle die Einwohner...

Bis heute trauen sich außer Touristen und die Einwohner von Constitución, die in Talca wohnen, keiner mehr in die Stadt, da die abergläubischen Chilenen meinen, man würde am Strand noch die Schreie der Toten hören.

Was sie dabei verpassen ist ein wunderschöner schwarzer Sandstrand mit dem königlich über den Strand wachenden "Piedra de Iglesia" im Hintergrund. Grund genug für mich, den fehlenden Schlaf vom frühen Aufstehen bei beruhigendem Meeresrauschen nachzuholen.



Einem kleinen Spaziergang entlang des wunderschönen Strandes folgte ein leckeres Essen in einem strandnahen Restaurant. Auf dem Speiseplan: Krebskuchen! Ihr habt richtig gehört - dieser mit Käse und Krebsen gebackene Kartoffelauflauf war die perfekte Stärkung nach einem anstrengenden Erholungstag am Strand.




Um der immer weiter fortschreitenden Rötung auf meinen Schultern Einhalt zu gebieten, gingen wir noch in das berühmteste Lokal der Stadt in der Nähe des Busterminals. Hier bekommt man den besten "Ponche" in der Stadt. "Ponche", das ist eine Wein-Boule mit der Frucht deiner Wahl, die hier vor allem am 18. September sehr beliebt ist.

Was für ein Leben, wenn das Meer so nah ist! Ich frage mich, warum ich nicht öfters hier bin..

Un abrazo,

Niclas

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