Mittwoch, 30. Januar 2013

Last day in paradise..


Haie, große Schlangen, Algen, hässliche große Fische, Piranhas, Nessi - Jeder kennt es: Sobald man sich ins Meer oder den nächstgelegenen Baggersee schmeißt und eine Wassertiefe erreicht, die die eigene Körpergröße überschreitet, fängt man plötzlich an Dinge zu sehen und zu spüren. Jede Sekunde im tiefen Wasser wird zur Zerreißprobe - schließlich könnte ja im nächsten Moment einen irgendetwas packen und mit sich in die Tiefe ziehen.

Ungefähr das gleiche Problem habe ich wenn es um das offene Meer geht. Entsprechend mulmig war mir also vor unserem Abschlusshighlight nach sechs unglaublich spannenden Tagen auf Rapa Nui - einem Tauchgang in den Riffs von Hanga Roa!

Früh morgens um 10 ging es somit an die Tauchschule, um uns mit dem Equipment, unseren Tauchbegleitern und den Einweisungen bekannt zu machen. Auf letzteres, das wahrscheinlich Wichtigste, konnte ich mich jedoch leider aufgrund der heißen Tauchlehrerin recht wenig konzentrieren - so wurde ich also im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser geschmissen.

Von einem Doppelgänger von Iz Kamakawiwo'ole, der das Schiff auf seiner Seite durch seine immense Körpermasse fast zum Kentern brachte, wurden wir vor die Küste chauffiert. Sauerstoffflasche um den Rücken geschnallt, Brille auf und Flossen an ging es mit dem Rücken zuerst ins Wasser. Mein Puls ging sofort von 0 auf 100 und ich konnte spüren, dass ich viel schneller und panischer atmete. Aber was sagt man nicht immer: Schocktherapie ist die beste Therapie!

So war es auch; nachdem ich nämlich zuerst wie ein hilfloses Nilpferd auf dem Rücken im Wasser paddelte konnte ich mich, nachdem ich mich umdrehte, das Atmen durch den Schlauch übte und endlich den Boden sehen konnte, langsam beruhigen. 

Da ich bei der Einweisung ja nicht zugehört hatte, war meine Brille auf 10m Tiefe auch sofort erstmal beschlagen. In der anfänglichen Panik hatte ich natürlich wie wild durch die Nase und somit in die Brille geatmet. Nach kurzer Säuberungsaktion (ein bisschen Wasser einlassen, Kopf schütteln und Wasser wieder rauspressen) konnte ich dann jedoch endlich die unglaubliche Umgebung, die sich mir auftat, in bester Qualität betrachten. Das war ein Moment sage ich euch! Wann habt ihr das Letzte mal etwas zum ersten Mal gemacht? Unglaubliches Gefühl!

Die nächsten 45 Minuten waren so spannend und voller neuer Entdeckungen, dass ich natürlich ganz vergaß, dass ich mich gedanklich eigentlich im Territorium von ungeheuerlichen Seemonstern befand. Mit Jakob und unserem Tauchguide ließen wir uns im Sand von dem Schwung der Wellen treiben, erkundeten die Riffs und schwammen mit einigen wunderbar farbenfrohen Fischen. Alles wurde glücklicherweise auf Kamera festgehalten und so kann ich euch hier einen kleinen Einblick in dieses wunderbare Erlebnis geben:








Das Kompliment des Tauchguides, wir hätten uns gemacht wie als hätten wir bereits einen Tauchschein, klebten wir uns natürlich direkt auf die Brust. Nach einer warmen Dusche und Wechsel der Klamotten von Neopren auf Baumwolle, machten wir uns auf Souvenir-Jagd in Hanga Roa. Schließlich sollten sowohl Arbeitskollegen als auch Freunde nicht ohne Andenken aus diesem speziellen Fleck der Erde bleiben. 


"Briefe an die Heimat!"

Auf dem Handwerks-Markt ließ ich natürlich auch noch einen in Holz geschnitzten Moai mitgehen, der zurück in Deutschland ganz sicher einen besonderen Platz in meiner neuen Wohnung bekommt!

Dem Tipp des Japaners Kenji, der uns am ersten Abend bekocht hatte folgend, gönnten wir uns in einem am Hafen an der Westseite liegendes Restaurant ein letztes Mahl im Paradies. Entsprechend paradiesisch waren meine Spaghetti-Meeresfrüchte inklusive Mahina vor dem Hintergrund eines letzten Sonnenuntergangs auf der offenen Terrasse des Restaurants - Prost!





Natürlich kann ein Urlaub nicht ohne mindestens einen feuchtfröhlichen Abend enden und so ging es danach auf dem Camping-Platz mit Marcel und einer Flasche Pisco in die nächste Runde. Die Osterinsel besitzt zwei Diskotheken (bei 4000 Einwohnern!) und wir wollten uns das Feiern inmitten des Nirgendwo's somit auch nicht entgehen lassen.

Nach einer gesprächigen Runde mit einem anderen Amerikaner, der gerade bei Hurricane Sandy sein Haus verlor und nun auf der Osterinsel einen Neustart machen will, gingen wir gegen 2 Uhr morgens Richtung Zentrum Hanga Roa. Auf dem Weg dorthin hörten wir auf einmal einen einladenden Ruf von der Seite und sahen eine andere Runde von 5 Leuten, die offenbar ebenfalls am Vorglühen waren. So saßen wir eine Minute später auf der Terrasse des einzigen Restaurants der Insel, das das nach dem deutschen Reinheitsgebot gebrauten Bier "Kunstmann" vertreibt. 

Gegen 3 Uhr entschieden wir uns jedoch nun endlich Richtung Disco zu laufen, da verlangt der Besitzer doch tatsächlich noch ungefähr 20 Euro von uns - Kostenbeteiligung! Wer sowas in Deutschland macht wird normalerweise geköpft! Naja, wäre er auch fast…leider ist er erst nachdem er das Geld angenommen hatte wie ein Baum im brasilianischen Regenwald umgefallen und auf das Kopfsteinpflaster geknallt - Seine Freunde brachten ihn nach Hause und wir machten uns weiter.

Angekommen am "Club" der im besten Fall eher einer Scheune glich, begrüßte uns David Hasselhoff im Hawaiihemd als Türsteher - so sah er zumindest aus. Das Innendesign brachte nicht viel mehr Überraschungen als das Äußere schon preisgab und generell war das Ambiente bei 70% Isleños und einem "Bob Marley"-Hit nach dem Anderen eher unangenehm für den standesgemäßen Europäer. 

Wir wurden außerdem gewarnt lieber keine Einheimische anzusprechen, da ansonsten eine große Möglichkeit bestünde die Nacht im Reich der Sterne im Krankenhaus zu verbringen. So schlürften wir nur halbherzig an unseren Getränken und tanzten schließlich mit ein paar Chilenen vom Kontinent, die Gott sei Dank auch anwesend waren. 

Der absolute Höhepunkt des Abend war jedoch als ich beim Klogang auf einmal 6 wie ums Lagerfeuer sitzende Isleños um die Schüssel versammelt sah die sich lachend den Nasengang mit Pablo Escobar's Erbe spülten.

Zusammen mit meinem Alkoholspiegel und den ohnehin immer wieder durchdringenden Blicken der Isleños (waren mal wieder die einzigen Blonden) entschied ich mich lieber die Mannschaft zusammenzutrommeln und das Weite zu suchen. Mit dem Taxi ging's zurück zum Campingplatz und ab ins Rechteck - Trotzalledem ein durchaus ereignisreicher und gelungener letzter Abend auf der Osterinsel!

Un abrazo,

Niclas

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