Mittwoch, 2. Januar 2013

Ahu Tongariki, Poike & Rano Raraku

Was wäre wohl die erste Sache, an die man denkt, wenn man das Stichwort Osterinsel hört? Genau, die Moai. Riesige Steinköpfe, die über die ganze Insel verteilt an der Küste aufgestellt und das Landesinnere überwachten. Präteritum deshalb, da sich die Ureinwohner irgendwann im 18. Jhdt. dazu entschieden ihr komplettes(!!!) Lebenswerk einfach so wieder umzustoßen.

Auf der Suche nach Antworten für diese plötzliche Gedanken-Wandlung der Rapa Nui machten wir uns am zweiten vollen Tag schon früh um 5:30 in absoluter Dunkelheit auf in den Norden der Insel zum "Ahu Tongariki". "Ahu", das ist nicht etwa ein Kriegsschrei aus Zack Snyder's "300", sondern der Name für die Altäre, auf denen die Statuen platziert wurden. 

Um das geschichtliche Erbe zumindest ein bisschen wiederherzustellen, und um natürlich uns dumme, sensationsgeile Touristen aus aller Welt zu locken, entschied man sich, zumindest eine kleine Prozentzahl der "Ahus" und "Moai" zu restaurieren. 

So können wir heute "Ahu Tongariki" bewundern. Mit 15 Moai ist er der längste und größte der Insel. Seine perfekte Lage in einer Bucht an der Ostseite der Insel erlaubt deshalb auch das unglaubliche Spektakel eines Sonnenaufgangs vor diesem imposanten Monument zu bestaunen. Wortlos, so wie ich diese 1 1/2 Stunden erlebt habe, will ich euch nun auch die gemachten Bilder präsentieren:




Was waren die Moai? Als Abbilder ihrer toten Stammes-Häuptlinge, sollten die Statuen vom Meer aus, mit Blick auf das Inselinnere, über jenes mit ihren nie sich schließenden Augen aus dem Jenseits wachen. Sie haben langgezogene Ohrläppchen (sieht fast so aus wie die Radkappen, die sich heutzutage manche Jugendliche in die Ohren klemmen) und extrem lange Fingernägel. Damit wurde nicht etwa versucht den antiken Guinness World Record im Nagelwuchs zu gewinnen, sondern sollte symbolisieren, dass die Oberhäupter niemals arbeiteten. Man vermutet, dass entweder aus Enttäuschung über sich nicht erfüllende Anforderungen an die Toten Häuptlinge oder Bürgerkrieg der Grund für die Zerstörung der Altäre und den Sturz der Statuen war - später dazu jedoch mehr.

Zurück am Auto mit Fahrer Lukas, John aus den USA und Rose aus England, fuhren wir ein Stück weiter der einzigen geteerten Straße der Insel bis zur nördlichen Westküste, wo wir das Auto direkt am Kliff vor einem Kuhzaun abstellten.


Zaun deswegen, da überraschenderweise fast die ganze Insel, ausgenommen des Dörfchens Orongo und des Vulkans Rano Raraku, Privatgelände sind! Anders als jedoch in den USA, wo man zu diesem Zeitpunkt meist schon das Ende des Laufes einer Schrotflinte auf der Nase hätte, kann man hier gemütlich den Stacheldrahtzaun bis zum Boden druch drücken und die Hürde springend überwinden.

Ziel: Der Vulkan Poike. Zwar nicht die größte Erhebung auf Insel, hat er den besten und weitreichendsten Ausblick über das Eiland. Das Problem: Wir waren auf Seelevel und hatten nun natürlich erstmal 400 Höhenmeter Aufstieg vor uns (welch Glück, ich hatte wieder Flip Flops an!).

Das Erste, was beim Aufstieg auffällt, sind die wie zwei aus einem Kamel ragenden Höcker geformten Nebenkrater des Poike, die wir schon von Weitem bewundern konnten. Zusammen mit der Tatsache, das der Vulkan so gut wie kahlrasiert ist, erschafft dies die Einbildung, wahrhaftig auf einem anderen Planeten zu wandern.


Rund 20 Minuten später und zwei fast durchgebrochenen Fußgelenken vom letzten, extrem steinigen Aufstieg, bot sich uns endlich der entlohnende Blick vom Nordost-Zipfel der Insel aus. Im Krater hat sich über die Jahrtausende ein kleiner, unberührter Wald gebildet, der nun offenbar Heimat für eine kleine Habicht-Art ist.




"Auf den "Höckern" mit Blick auf's endlose Meer"

Auf dem Weg zum Strand, wo wir Rose abholen sollten, die nicht mit uns auf den Vulkan gestiegen war, machten wir noch Stopp beim größten Petroglyphen-Stein der Insel. Ganze 12 Meter misst er und enthält (so wie das beschrieben war, ich hab rein gar NICHTS erkannt) Fische, ein Schiff, Angeln und, und, und.


Alles über die Strände erzähle ich euch am vierten Tag, da ich die Spannung noch ein bisschen halten will. Zumindest ging es, nachdem wir also kurz die beiden einzigen Sandstrände der Insel bewundert hatten, weiter zum Rano Raraku - auch die "Moai-Fabrik" genannt.

Ein Bild habe ich von diesem ebenfalls majestätischem Vulkan vorhin schon in der Dunkelheit preisgegeben. Bei Tageslicht erschien er neben dem "Ahu Tongariki" in noch schönerem Glanz. Anders als die anderen Vulkane der Insel, fehlt nämlich ein ganzes Stück seiner kegelförmigen Form. Genau da war der antike Steinschlag der Ureinwohner. Um die zahlreichen Moai der Insel nämlich herzustellen (bis heute wurden ganze 397 gefunden), brauchte man verständlicherweise auch viele, viele Steine. Direkt aus dem Felsen, wie ich euch später zeigen werde, wurden sie hier von Meister-Architekten der Ureinwohner aus dem Massiv gemeißelt.

Da, wie bereits erwähnt, die Ureinwohner eines Tages ihrer Moai aus irgendeinem Grund nichtmehr huldigten und sie umstießen, stoppten am gleichen Tag plötzlich die Arbeiten. Man fand später Werkzeuge rund um den Vulkan und vor allem eines: unfertige Moai, die es nie auf einen "Ahu" schafften. Der Grund für einen wahrscheinlichen Bürgerkrieg war die enorme Abholzung für den Transport der Steinköpfe in alle Winkel der Insel. So konnten nicht einmal mehr lebenswichtige Schiffe zum Fischen gebaut werden und die Lebensmittel wurden knapp.

Glücklicherweise ließen sie die Fabrik bzw. den Vulkan unberührt und wir konnten bei unserem Rundweg einige Leckerbissen erblicken wie z.B.:



"Den einzigen Moai mit Beinen!!"


"Einen Moai in Arbeit und..."


"...den größten Moai der Insel der 23m misst"

Nach dem Rundlauf durch den "Moai-Garten" stiegen wir noch auf in den Krater. Der zweite Vulkan an einem Tag - ich sollte Geologe werden. Viel hatte ich nicht erwartet, aber uns offenbarte sich abermals eine wunderbare Lagune inklusive Wildpferden, roter Erde und! - einigen Moai auf der Sonnenseite des Hangs, die dem ganzen noch ein mystisches, unwirkliches Ambiente gaben.



Rose, die sich die ganze Zeit um ein anscheinend todkrankes Wildpferd kümmerte, war ganz erschüttert über die Antwort der Rangers auf ihre Frage, ob man das arme Ding nicht einfach erschießen könne. "Der, auf dessen Grundstück ein Wildpferd läuft, ist de facto Besitzer des Pferdes und darf es als einziger erschießen. Wer es anstatt seiner macht muss zahlen". Paradoxer geht es kaum, oder habt ihr schonmal die Müllabfuhr verklagt, weil sie euren Müll entsorgt hat. Naja, so läuft das wohl auf der Osterinsel.

Am Nachmittag stiegen Jakob und Ich nochmals teilweise auf Rano Kau um uns das Spektakel eines Flugzeuges, das von der Osterinsel wegfliegt zu bewundern.


Einem wunderschönen Sonnenuntergang folgte eine neue Version "Spaghetti mit was immer wir im Supermarkt finden" des 3-Sterne Spitzenkoch-Duos "Meer & Gottmann". Den Gasherd hatten wir dieses Mal sogar schon innerhalb von einer Minute an und das mit der Salzdosierung im Nudelwasser klappte auch immer besser - hmm!

Morgen geht's ebenfalls früh raus, die Nord-West-Spitze wird zu Fuß umkurvt - diesmal auch mit festen Schuhen - ich verspreche es!

Abrazos,

Niclas

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