Dienstag, 8. Januar 2013

Umrundung des Maunga Terevaka

Halbzeit im Paradies! - bereits seit knapp 4 Tagen befinden wir uns, wie bereits erzählt, inmitten des absolutem Nichts der endlosen Weiten und Tiefen des Pazifik. Wir haben schon viel erlebt und gesehen, was unter Anderem dazu führt, das heute wahrscheinlich der letzte expeditive Ausflug des einwöchentlichen Abenteuer-Urlaubs ansteht. Die restlichen zwei Tage sind dann aller Voraussicht nach für's reine "Seelen-Baumeln" reserviert.

Das letzte große Abenteuer wartete somit im Norden der Insel auf uns. Der so genannte "Ahu-Trail" führt um die Nord-West-Spitze herum, entlang zerklüfteten Hängen und imposanten Altären. Zumindest würde man beim Namen doch glatt davon ausgehen - später jedoch mehr.

Wir begannen unsere Wanderung, die laut Einheimischen knapp 6 Stunden dauern würde, etwas nördlich von Hanga Roa, an einem mysteriös zur Unkenntlichkeit geschundenen Schild. Erst bei näherem Hinsehen konnte der neugierige Wanderer erkennen, was am Ende des seitlich abgehenden Pfades zu finden war:


"Cuevas" - Deutsch für "Höhlen"

Ein Leckerbissen, der den meisten Touristen entgeht, wenn sie sich nicht ausgiebig über die Osterinsel informieren - oder das Schild einfach übersehen! Am Einstieg angekommen wusste jedoch noch keiner von uns, was hinter dem knapp 1 Meter breiten Einstiegs-Schacht auf uns warten würde. 

Ausgestattet mit Handy-Licht quälten wir uns mit dem Rücken zuerst in das absolut dunkle Ungewisse. Kein Tageslicht, keine Nachtsicht-Kamera, und ich als letzter in der Schlange - Wer (wie Ich) zu viele Horrorfilme geguckt hat, für den ist die Paranoia bereits vorprogrammiert. 

Hektisch versuchte ich also, so schnell wie möglich zu den "Dos Ventanas", zwei Löcher im Höhlensystem, die einen wunderbaren Blick auf's offene Meer erlauben, zu gelangen. Bezahlen musste ich meine Hektik mit einer Beule am Kopf und einem triefend nassem Schuh - Dank gebührt hierbei einem meterlangen Stalaktiten und der Pfütze, die durch seine Tropfen entstanden ist (und natürlich meinem angeborenen Tollpatsch-Syndrom).


"Fast geschafft..."

Reichlich entschädigt wurde ich nach 5-minütiger psychischer Tortur jedoch mit diesem wunderbaren Panorama:


"Ventana 1"


"Ventana 2"

Dem Loch entflohen machten wir (Jakob, Ich, Marcel der Schweizer und Lukas der Pole) uns auf entlang der Küste in Richtung Norden. Das Wetter spielte heute auch definitiv wieder auf unserer Seite und so kamen auch die ersten guten Bilder der wunderschönen Klüften-Straße zustande.


Doch wo waren die "Ahu's"? Vergeblich suchten wir die erste Stunde nach den Steinerhebungen, auf denen einst die Moai thronten. Enttäuscht viel uns auf, dass wir schon mehrere passiert hatten - es war leider nicht viel mehr übrig als ein kleiner Steinhaufen.


Auch sonst, war die Landschaft am Fuße der größten Erhebung der Insel "Maunga Terevaka" mit 512m recht eintönig. Wir durchquerten die knapp 4 Stunden Wanderung nur grüne Wiesen mit etlichen Vulkanstein-Brocken die uns die Wanderung das ein oder andere Mal erschwerten.


"Der Hang des Maunga Terevaka"

Die aufregenderen Teile der Wanderung waren dann eher die tote Stute die wir fanden, die wohl bei ihrer Geburt mitsamt des Fohlens starb...


...das unfassbar glasklare Wasser im Zusammenspiel mit den wunderschönen Kliffs...


...oder die Bauern-Oase im Schatten des imposanten Steilhangs des Maunga Terevaka.



Nach einer kurzen Snack-Pause und einem kleinen Aufstieg nach Erreichen der Spitze, verflachte sich der Wanderweg und ging in eine angenehm zu begehende Sand-Piste über. Schon von Weitem konnten wir nun einen Blick auf den paradiesischen "Anakena-Strand" werfen, der nur noch eine halbe Wanderstunde von uns entfernt lag.


Nach 4 entspannten Stunden kamen wir somit endlich an unserem Wanderziel an. Gemütlich setzten wir uns im Schatten des Palmen-Waldes zu einem Einheimischen in seinen Strand-Imbiss. Bei einer leckeren "Meeresfrüchte-Empanada" und einer kalten 2 Liter Flasche Wasser (die mich unverschämte 5!!! Euro kostete) lauschten wir seinen Insellegenden - Viel entspannter kann man sich nicht von einer Wanderung erholen! 

Sonnen wollten wir uns jedoch nicht am bereits etwas stärker besuchten Anakena, sondern wanderten noch ein Stück weiter um den nahe gelegenen Hügel zum "Ovahe-Strand". 


"Tapfere Wanderer Jakob und Marcel"

Dieser Strand hatte es uns nämlich absolut angetan: Da sie keinen direkten Zugang hat, ist diese Bucht sehr selten von Menschen besucht und man hat den Sandkasten fast immer für sich alleine!


Nach 3 Stunden Tiefenentspannung sollte uns ein Taxi in der Nähe des Strandes abholen. Typisch chilenisch hatte der werte Herr Fahrer natürlich seine Frau samt Kind dabei, die er aus Jux und Tollerei den ganzen Tag durch die Gegend fuhr. Problem: Wir waren 5 Leute und nur die Hinterbank war frei.
Einfache chilenische Lösung: "Zwei von euch setzen sich in den Kofferraum und ich fahre "langsam"".

Marcel und Jakob opferten sich tapfer für diese zwei Posten.


Da der Begriff "langsam" in chilenischen Gefilden nicht weniger als 50 km/h ist, mussten die Beiden bei der Anzahl von Schlaglöchern auf der Insel - die wohl bis ins Unendliche steigt - auch nicht nur einmal um ihr Leben fürchten. Als wir an der örtlichen Polizei-Kontrolle in Hanga Roa vorbei rasten, krümmten jene ebenfalls keinen Finger - hang loose eben!

Nach der Verabschiedung von Rose und Lukas, die am selben Tag noch die Weiterreise ans Festland antreten mussten, machten sich Jakob und Ich auf den Weg um in Hanga Roa etwas kochbares zu finden. Aufgrund der "anstrengenden" und "höchstanspruchsvollen" Wanderung die hinter uns lag, entschieden wir uns Burger zu machen - mit dem entsprechenden lebenswichtig isotonischen Getränk...wenn ihr versteht ;-)

Morgen also der erste Tag ohne frühes Aufstehen und körperliche Anstrengung - doch ich bin mir sicher auch da wird der Unterhaltungswert nicht zu kurz kommen!

Un abrazo,

Niclas

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