Sonntag, 11. November 2012

Ab in den Süden..

Da mein Schulleben nun leider zu Ende ist, muss ich wohl oder übel auch auf die nette freie Woche Anfang November, die sich "Herbstferien" nennt, verzichten. Welch Glück, dass der 1. November dieses Jahr auf einen Donnerstag gefallen ist, und ich somit zumindest ein langes Wochenende von 4 Tagen genießen durfte. Und was macht man in Chile, wenn man mal zu viel Zeit an der Hand hat? Genau - Reisen!

Dieses Mal hatten wir uns ausgesucht, uns das erste Mal in südlichere Gefilde zu wagen, genauer gesagt nach Pucón - eines der größten Tourismusgebiete Chiles...wir wollten ja nicht gleich alles überstürzen!

Wie immer: einmal schnell schütteln, die Lesebrille aufgesetzt oder das Bier zur Hand - es wird LANG:

Donnerstags morgen trudelten alle - die einen mehr, die anderen weniger - beeinträchtigt von der vorigen Halloween-Nacht am Busterminal ein um die 8-stündige Fahrt nach Pucón anzutreten. Einen kurzen Stopp hatten wir in Temuco den wir - typisch Chilenisch - genau, in McDonald's zum Mittagessen verbrachten.


"Talquinos unterwegs"

Den Rest der Reise nach Pucón durften wir dann sehr komfortabel im oberen Geschoss des Doppeldeckers ganz vorne an der Windschutzscheibe mitverfolgen, wo sich uns bereits ein grandioser Ausblick auf die Landschaft bot.

Angekommen im Hostel in Pucón trafen wir uns mit den restlichen Leuten, bezogen unsere Zimmer und machten noch einen kurzen Stopp im Supermarkt um uns mit Nudeln zu versorgen - am nächsten Tag stand schließlich die Besteigung des "Volcan Villarica" mit 2800m an - Kohlenhydrate tanken war angesagt!


Viel zu früh, nämlich um 6 Uhr morgens, klingelte der Wecker (ich glaube das letzte Mal bin ich für meine Abi-Klausuren so früh aufgestanden) und man wartete unten mit den Bergschuhen und Rucksäcken, die wir am Vorabend bereits anprobiert hatten. Proviant eingesteckt, Sonnenbrillen poliert und die 5-schichtige, 3cm dicke UV 60 Sonnencreme aufgetragen, stiegen wir in den Van Richtung Vulkan.



Der letzte müde Körper wurde dann schließlich nach 1-stündiger Rüttelfahrt auch noch wach und wir stiegen auf 1400m am"Basis-Lager" aus. Bereits hier bot sich ein unglaublicher Blick über die Landschaft - nunja, zumindest das, was die dicke Wolkendecke nicht verbarg:



"Die ganze Bergsteiger-Crew"

Nach ein paar kurzen Worten unseres Bergführers Ermin ging es los. Zuerst noch über Stock und Stein durften wir beobachten, wie sich eine größere Gruppe "Bergsteiger" lässig die ersten 400m per Lift gönnte - uns war es egal, schließlich hatten wir uns bereits mental auf 5 Stunden harten Anstieg eingestellt ;-).

Nach den ersten 400 Höhenmeter kamen wir dann auch langsam an die Schneegrenze und machten unser erstes Picknick. Was mich verwunderte: Bis zu diesem Zeitpunkt hatte unser Bergführer nicht ein murrendes Wort über irgendein Fehlverhalten unsererseits verloren - für mich als Deutscher erstaunlich,  wird man in Deutschland doch auch schon bei einer Städtetour angeblökt wenn man die Hand aus dem Fahrenden Touri-Bus hält - dieser Vulkan war jedoch freilich ein anderes Kaliber: Eis, Schnee, unkontrollierte Winde und natürlich der Höhenunterschied.



Immerhin blieb einer unserer Guides mit dem Teil der Gruppe, der sich noch nicht richtig akklimatisiert hatte und ging es etwas langsamerer an. Mit Eispickel, Zick-zack-Lauf, mehreren Ausrutschern und eisigem Seitenwind schafften wir es nach gut 5 Stunden dann doch wohlbehütet ans Ziel - der Krater! Obwohl oben das Wetter prima mitspielte machte uns der Wind einen Strich durch die Rechnung und zwang uns auch noch Schneehose und Schneejacke über unsere eigentlichen Klamotten zu ziehen.

Lava war leider nicht zu sehen, schließlich ist der "Volcan Villarica" einer der aktivsten Vulkane der Welt, aber es kam ordentlich Dampf aus der Hütte. Die Aussicht bat uns auch einige einmalige und atemberaubende Momente mit denen ich euch kurz alleine lasse:




Mehr als 20 Minuten hielt man es aufgrund des eisigem Windes auch nicht oben aus und so packten wir alle unsere Sachen und machten uns an den Abstieg - der lustige Teil des Abenteuers.

Wir liefen den Volkan nämlich nicht noch einmal herab sondern schlitterten ganz gemütlich auf "Popo-Rutschern" die ganzen knapp 1400m wieder herunter - erstaunlicherweise mit ordentlicher Geschwindigkeit!


Den letzten Schnee abgeschüttelt und alle Sachen wieder in den Rucksack gepackt ging es wieder Richtung Hostel. Ich ließ es mir trotz all der Anstrengung am Morgen doch nicht nehmen, noch einmal die Landschaft zu nutzen und einen 45-minütigen Lauf durch Pucón zu unternehmen! Bei der Kulisse hätte ich echt zu jeder Tageszeit Motivation joggen zu gehen!!!


Unsere Pläne, abends in nahegelegene Thermen zum Baden und Sterne gucken zu fahren wurden jedoch durch ein unglückliches Ereignis durchkreuzt: Während wir gemütlich bei einem Feierabendbier und Burger in einem amerikanischen Restaurant saßen, erreichte uns der Anruf, das zwei der Mädchen aller ihrer Wertsachen beraubt wurden - inklusive Reisepass und Kreditkarten. Es hatten sich am frühen Nachmittag zwei Chilenen in jenem Zimmer eingenistet, die wohl in einer unachtsamen Minute unsererseits den Safe aufbrachen und alles mitgehen ließen - ihre Daten hatte der Hotelbesitzer dummerweise noch nicht aufgenommen! 

Als wir zurück zum Hostel kamen war auch schon die Polizei da. Doch anstatt mich als Erstes zu fragen, ob ich etwas Näheres zu der Identität der zwei Räuber wüsste, startete der Beamte einen lockeren Smalltalk und fragte uns, wo wir denn so herkommen, ob uns das chilenische Bier schmeckt und ob uns die chilenischen Frauen gefallen - also alles was mit dem Fall rein GAR NICHTS zu tun hatte. Hätte mich nicht gewundert, wenn er mich als nächstes gefragt hätte ob ich ihn nicht direkt mit über die Straße zum Casino begleite, einen Cocktail mit ihm schlürfe und den Feierabend gemütlich mit einer Runde Black Jack ausklingen ließe.

Nach dieser Aufregung war die Stimmung natürlich im Keller, die Mädchen blieben zu Hause und ich machte mich mit dem Hostel-Besitzer auf ins Pucon'sche Nachtleben! Später stieß auch noch Niklas dazu, der nun hier für die nächsten 3 Monate als Reiseführer arbeitet. 

Nach einer langen, durchzechten Nacht kam es mir auch gerade recht, dass unser Ausflug, der für den nächsten Tag angesetzt war, erst um 12 mittags los ging. Die Mädels hatten sich schon früh morgens in Richtung Nationalpark verabschiedet, während Jakob, Kamil und Ich uns lieber für die Thermen entschieden - Genau das Richtige nach Vulkanbesteigung und Lebertraining!

Zusammen mit zwei Israelis (lustige Zusammensetzung so zwei Deutsche, ein Araber und zwei Israelis haha) wurden wir dann in einem Mini-Van durch die malerische Landschaft in Richtung "Termas Geométricas" gefahren. Da der Fahrer seinen Teergehalt gelegentlich auffüllen musste, machten wir noch 2 kurze Foto-Stopps in kleineren Dörfern, die sich auf dem Weg befanden.


Nach 2 Stunden Fahrt über Stock und Stein kamen wir endlich am Ziel an. In eine zirka 1km lange Schlucht sind hier die wahrscheinlich schönsten und größten Thermen Chiles gebaut! 17 Pools mit Temperaturen von 35-45 °C und zwei eiskalte Wasserfälle sorgen hier für das Wohlergehen der Besucher. 


Die nächsten 3 Stunden standen ganz im Zeichen der Erholung - mal von ALLEM. 2 1/2 Monate Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse verdauen und die Seele baumeln lassen. Von Pool zu Pool stiegen wir immer höher im Canyon, bis wir schließlich zum letzten Becken inklusive Wasserfall kamen - dieses war jedoch 7°C kalt und wir haben uns entschieden doch lieber nur ein Bild von außen zu machen ;-)


Nichtsdestotrotz ist so eine kalte Dusche dann doch erfrischend, wenn man 2 Stunden nur im Heißen saß...Deswegen:


"Ja, es war kalt..."

Bei einem leichten Snack im Bistro konnte man sich dann vor der Rückfahrt noch gut vom Entspannen entspannen:



Da wir die Mädchen wieder um Haaresbreite verpassten, weil jene abends erst zu anderen Thermen gingen, gönnten wir drei Jungs uns in einem Restaurant um die Ecke ein saftiges Steak mit exzellentem chilenischem Wein ;-)

Der Abend endete wieder im gleichen Club wie am Vortag, nur kamen diesmal auch alle fleißig mit!

Am nächsten Morgen ging es dann noch einmal kurz am Strand die letzten südchilenischen Sonnenstrahlen einfangen bevor wir uns leider schon wieder in Richtung Terminal machten und die Heimreise antreten mussten.


Alles in Allem ein perfekter Kurzurlaub der schon Lust auf den anstehenden Sommer macht! Schreibt mir doch mal eine Mail mit euren aktuellen Temperaturen, dann fühl ich mich sogar noch privilegierter ;-)

Abrazos, Niclas

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