Donnerstag, 11. Oktober 2012

"Streichholzschächtelchen"..

Deutsche Sprache - schwere Sprache! Zumindest für diejenigen, die es nicht wie wir seit kleinauf gelernt haben. Es ist ein Riesen-Spaß die Ausländer mit den etwas ausgefalleneren Wörtern aus dem Duden zu ärgern und sie der Annahme zu überlassen, wir würden eine außerirdische Sprache sprechen, die man ja niemals beherrschen könnte!

Doch die Titelwahl für diesen Blog-Eintrag soll ein anderes Motto vermitteln...Meine letzte Woche war nämlich sehr deutsch. Ja, mitten in der chilenischen Provinz war es mir möglich mich dann doch irgendwie wie zuhause zu fühlen. 

Doch wie immer mal ganz von Anfang: Es ist der 3. Oktober. Der normale Deutsche erfreut sich eines freien Tages, wahrscheinlich sogar unwissend darüber, welcher Anlass ihm dazu verhilft den ganzen Tag im Sessel zu sitzen, Fußball zu gucken und das ein oder andere Bierchen zu verköstigen. Vielleicht ist es auch das, womit sich der heutige typische Deutsche an seinem Nationalfeiertag feiern sollte!  Die Magie dieses historischen Datums ist aber leider schon seit vielen Jahren futsch. Vergessen die Freude über die Wiedervereinigung und nur noch die allgemeine Furcht davor, zu viel Nationalstolz zu zeigen, übrig. 

Doch hier, ausgerechnet in Chile am anderen Ende der Welt, versucht man an diesem Datum nichts anderes als diese Magie wieder aufzuwecken - zumindest an der Uni. 

Drei Mal dürft ihr raten wer der Magier war? - Ich. 

Seit ein paar Wochen hatten wir (2 Chilenen, 3 Deutsche) eine Präsentation vorbereitet in der wir uns mit dem Thema befassten: "Nationalfeiertag in Chile und Deutschland - Unterschiede und Gemeinsamkeiten". Das Problem ist, der Chilene erwartet natürlich zumindest ETWAS von der deutschen Seite, damit sein Weltbild nicht zerstört wird. 

Nun ja, am Abend des besagten Tages trafen wir uns also im Theater der Uni und wollten auch pünktlich nach deutscher Manier um 19:00 mit dem Program anfangen. Man konnte schon die leichte Unruhe und Unsicherheit der anwesenden deutschen Akteure, die den Abend mitgestalteten, spüren, was mich innerlich zum schmunzeln brachte. Bis halb 8 trödelte nämlich ein völlig entspannter Chilene nach dem Anderen ein, sodass wir erst gegen kurz vor 8 begannen. 

Los gings, Niclas auf die Bühne: erzähl doch mal auf Spanisch was über den 3. Oktober! Ich muss dazu sagen, ich hatte mich im Stile eines Vor-Abiturienten in der Nacht vorher auf die Rede vorbereitet. 


Der eine oder Andere Lacher den ich in meine Rede eingebaut habe, lenkte dann auch von meinen mehr oder weniger guten Spanischkünsten gekonnt ab.

Danach trat noch ein Quartett auf, die Songs von Bach und Schubert zum Besten gaben, sowie zwei deutsche Kurzfilme die mit spanischen Untertiteln gezeigt wurden.

Der spannende Teil des Abends kam jedoch erst nach der Präsentation: Freibier und Bockworscht! Wenn ihr euch jetzt fragt: Woher hat der Kerl Original deutsche Bockworscht? 

Nun ja, es gibt da diesen riesen Supermarkt "Jumbo" der seine kleine Deutsche Ecke hat. Hier findet man, wie im vorigen Eintrag schon erwähnt, nicht nur deutsches Bier von A-Z sondern auch Haribo, Kühne und eben deutsche Bockworscht - Lecker! Maike und Ich hatten uns übrigens auch mittags auf Deutschland ein deutsches Tröpfchen gegönnt:



Der Abend endete ebenfalls feucht fröhlich in einer Bar mit ein paar Deutschen, und Chilenen, die mal in Deutschland waren unsere Sprache nach langem Aufwand ebenfalls beherrschen ;-)



Was ist sonst so deutsch an Chile? Nun, wie bereits erwähnt, man sagt hier "Tschau" und sehr, sehr, sehr oft "Ja". Ach, und eine Sache ist mir auch noch aufgefallen: Populär war es mal während meiner Grundschulzeit, aber als es dann "out" wurde hat auch keiner mehr gewagt darüber zu sprechen - hier ist es Mode - Ich rede von: Bauchfrei! Zieht wohl wie ein ansteckender Virus einmal komplett über die Erde. Ein schöner Anblick ist es nicht, vorallem wenn im Bus ein schwabbelndes, nacktes Etwas unaufhaltsam auf dein Gesicht zugesteuert kommt wenn du leider mal wieder den Gangsitz hast...

Ansonsten war ich auf meiner ersten dubiosen Hinterhof-Party, wo man dem Türsteher ein Code-Wort sagen musste, damit er die Tür aufmacht (ist verriegelt!) - ABER! es lief Elektro, ich musste die Gunst der Stunde ergreifen und mal einen Abend ohne von Raggaeton bedudelt zu werden verbringen! Waren mit den anderen Austauschstudenten und war ganz lustig ;-)

Die Woche habe ich mit arbeiten und trainieren verbracht. Mittwoch hatten wir den wöchentlichen "Deutsch-Stammtisch" und heute hatte ich mein erstes Trainingsspiel mit meiner neuen Handballmannschaft! Es läuft also alles nach gusto.

Am Wochenende fahre ich an's Meer und gucke mir die Küstenstädte Valpariso und Viña del Mar an! Ich berichte!

Abrazos, Niclas


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