Donnerstag, 4. Oktober 2012

Großstadt-Jungel

Hallo Fans! (den nehm ich mir mal raus ;-))

Ich weiß, es ist schon wieder eine gefühlte Ewigkeit her seitdem ich euch das letzte Mal mit neuen chilenischen Abenteuern beglückt habe, aber ich hatte  - ausnahmsweise - mal richtig viel um die Löffel!

Während die letzte Septemberwoche noch so dahin plätscherte und ich mich erstmals einer leichten rötlichen Tönung im Gesicht erfreuen durfte, machte das Wetter so ziemlich was es wollte: Von 30° bis 0°, ob staubtrocken oder regnerisch - es war für jeden etwas dabei. Hier macht also nicht der April was er will sondern der September... da reimt sich nur leider nichts drauf: vielleicht Oktober, Oktober, der ist hier etwas grober?

Aber nein, lassen wir das lieber - es gibt schließlich weitaus spannenderes zu berichten:

Am vergangenen Freitag hieß es nämlich das erste Mal: buen viaje! - und das ganz allein in Chile. Ziel: Santiago! Hierbei bat sich mir die Chance auch endlich mal das hauseigene Busnetz auszutesten, von dem alle Rückkehrer so geschwärmt haben. Und es sollte mich nicht enttäuschen: Mit dem Busunternehmen mit dem dekadenten Namen "Talca, Paris y Londres" sollte ich also die 3 Stunden Fahrt zurücklegen. Schon von außen machte der Bus einiges her: Doppeldecker und frisch poliert so ganz im Kontrast zum Talquinischen Stadtbild.

Im zweiten Stock hatte ich mir dann auch meinen Sitz reserviert, Klasse: "Semi-Cama" (Halb-Bett). Der Name versprach definitiv nicht zu viel, klasse Beinfreiheit und Riiiiiiesenplatz um sich nach hinten zu lehnen ohne das der Hintermann meckert - Me gusta!

Die Fahrt verlief soweit auch ganz gut mit "Man On Fire" auf der Mattscheibe und Tee und Snacks zur rechten. Was fehlt? Genau, irgendwas peinliches musste mir am Besten noch passieren. Gesagt, getan da tropf ich doch den Laptop meines Nachbarn bei Rückgabe der Tasse mit Tee voll...Aber es lief Gott sei Dank Alles noch!

Angekommen in Santiago durfte ich dann auch gleich das größte U-Bahn-Netz Südamerikas bewundern und nahm die Metro nach Providencia, wo mich mein guter alter Freund Niklas, mit dem ich mein Jahr in den USA verbracht habe, in Empfang nahm.

Er wohnt in einem riesigen Haus mit rund 10 anderen Ausländern aus aller Welt die an einem Sprachkurs teilnehmen. Also erst einmal alle begrüßt, Sachen abgelegt und Treibstoff für den Abend gekauft (gleich mal von den "deutschen Preisen" hier in Santiago überrascht worden, wo das Bier dann auch gerne mal wieder 3,50 kostet).

Der Abend fing auch lustig an mit gemeinsamen Pizza-Essen und "Previa" wie man es hier liebevoll auf Spanisch nennt. Ab ging's dann nach "Bellavista", das In-Viertel Santiagos, das zufällig gleich um die Ecke lag (Jackpot!).

Hier wird das Feiern auch wieder etwas europäischer (die Preise leider auch); einige Eigenarten hab ich dann aber doch entdeckt: Nicht nur einmal baten uns (wir als 3 blonde Jungs in diesem Fall) verschiedene Paare doch bitte mit ihnen zu tanzen - unvorstellbar für den protektiven Deutschen, der seine Freundin wohl nie wildfremden zum Tanzen überlassen würde! Mir war es egal.

Das Highlight des Abends war jedoch wohl als wir uns auf dem Heimweg plötzlich in einer Menschentraube von fast 50 Leuten befanden, die auf die Beats eines Trommelduos tanzten. Spontan mitgemacht hatten wir noch einen ganz lustigen Tagesausklang!

Die Nacht war leider nicht lange, hatte es mir in einem der freien Zimmer gemütlich gemacht. Mit wem ich nicht gerechnet hatte, war die düster dreinguckende Haushälterin die mich Punkt 9:07 meinen Träumen entriss. Noch viel peinlicher war die Situation, weil ich ihr natürlich halbnackt erklären musste wer zur Hölle ich eigentlich bin. Ich hab keine Ahnung ob sie überhaupt verstanden hat welch 08/15 Spanisch-Kauderwelsch ich ihr im Halbschlaf beibringen wollte, aber es schien so als würde sich mich zumindest diesen Tag in Ruhe lassen.

Gegen Mittag ging es dann in Richtung Innenstadt. Niklas, Ich und ein amerikanischer Freund wollten ein Restaurant ausprobieren, welches den netten Namen "Fuente Alemana" (Deutscher Brunnen) trägt. Das einzige Deutsche an dem an fett nur so triefendem Burger-Etwas, das da dann vor uns lag war nur das Sauerkraut: Nährwert gefühlte 2000 kcal.



Im siebten Monat schwanger ging es mit der U-Bahn dann weiter Richtung "Museo de los derechos humanos" (Menschenrechts-Museum), welches sich hauptsächlich um die Jahre '73 - '90 dreht - also die Diktatur. Bin eigentlich kein Museumsmensch aber: WOW! Dieses Museum war so prägnant und intensiv wie lange keines. Gefundene Briefe kleiner Kinder an ihre gekidnappten (und meistens schon toten) Väter oder Mütter, Videos, in denen Opfer der Folter über ihre Gefangenschaft erzählten und ein Verzeichnis mit den Namen und Bildern jedes einzelnen Todesopfers. Das musste ich erstmal verdauen!

So entschieden wir uns in der Nähe des Plazas (jede chilenische Stadt hat einen "Plaza de Armas") in ein "Cafe Caribe" zu gehen. Das chilenische Äquivalent zu "Hooters" besteht hier aus Bedienungen die nicht ihre Oberweite sondern ihre langen Beine in extrem kurzen, engen Kleidern zeigen.

Zum Abschluss des Trips fuhren wir noch in die überdimensionale Mall, die ganze 6 Stockwerke umfasst - einfach riesig! Beim Einkaufen für das Abendessen im Mall-eigenen Supermarkt stießen Niklas und Ich dann auf eine Fundgrube: deutsches Bier! Insgesamt 7 Marken nahmen wir mit, von Astra über Bitburger bis hin zu Franziskaner - Prost!


"Kleine Verschnaufspause im 6. Stock mit wunderbarem Blick auf Santiago und seine Hügel!"

"Niclas, Lichter, Lecker" schlug auch wieder zu und ich preparierte dem Haus den typischen chilenischen "Once": Brot mit Salztomaten und Palta (Avocado-Creme). Ich mag es nicht herausfordern, aber VOX sollte bestimmt bald anklopfen um mich für das perfekte Dinner zu bekommen!

Aus Angst vor der Haushälterin quetschte ich mich in Niklas' kleines Zimmer und machte mich am nächsten Morgen auch schnellstmöglichst aus dem Staub um ihr nicht nochmal über den Weg laufen zu müssen! Ich hatte noch Zeit bis 15:00 und Niklas, ein paar Deutsche und Ich entschieden uns dazu noch in den Zoo zu gehen. Es war eine geniale Entscheidung: der Zoo liegt hier nämlich auf einem der zwei Hügel was beim Tiere beobachten außerdem einen wunderbaren Blick auf die Stadt ermöglicht:



"Mein Freund das Lama präsentiert mir seine Heimatstadt im Hintergrund!"

Von dem durchaus ermüdenden Hügelaufstieg ausgelaugt (ich glaube sogar ein Faultier würde in meinem jetzigen Zustand einen Halbmarathon gegen mich gewinnen) setzten wir uns noch in ein schönes kolumbianisches Restaurant auf einem Hausdach:


                                                                "Die Deutschen"

Mein Essen kam leider zu spät und ich musste mich schweren Herzens ohne Stärkung auf die Heimreise machen.

Also, viel passiert, viel gemacht, viel gesehen! Alles in allem ein gelungenes Wochenende! Und auch von dieser aktuellen Woche gibt es wieder viel zu erzählen aber ich lass euch noch 1-2 Tage Zeit um diesen Beitrag hier erstmal zu verdauen ;-)

Un abrazo, Niclas


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